Wohnen auf dem Wasser

Alle zwei Wochen ziehen wir mit unserer Flottille weiter“, erzählen Anandi und Zofia (Namen geändert, Anm. d. Red.). Dann werfen sie den Motor an, schippern eine Weile über das Wasser und suchen nach der nächsten Anlegestelle. Zu ihrer kleinen Flotte gehören drei Boote, auf denen Anandi und Zofia mit ihren jeweiligen Partner*innen sowie einer weiteren befreundeten Person leben. Wer keinen permanenten Liegeplatz hat, muss laut den Regularien der Kanal- und Flussbehörde in London zweimal im Monat den Standort wechseln.
Der River Lea, ein Nebenfluss der Themse, und der Regent’s Canal sind das Zuhause von Tausenden Menschen in der britischen Hauptstadt, einer der teuersten Städte weltweit. „Bevor ich aufs Boot
gezogen bin, habe ich eine lange Liste gemacht und Ausgaben verglichen“, sagt Anandi. „Langfristig ist es auf jeden Fall günstiger, auf einem Boot zu leben, als ein Zimmer oder eine Wohnung zu mieten“, bekräftigt sie. Aber die Kosten waren nur ein Faktor bei der Entscheidung: Anandi und Zofia haben sich gemeinsam für einen Lebensstil entschieden, bei dem man lernt, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und sich auf andere zu verlassen. Denn wer auf ein Boot zieht, muss sich nicht nur aus Platzgründen von vielem trennen, sondern sich ganz grundlegende Fragen stellen: Inwiefern kann ich auf Strom und fließendes Wasser verzichten? Ist es mir wichtig, eine Dusche an Bord zu haben? Was ist finanziell und logistisch machbar? Noch dazu tauchen stets neue Probleme auf. „Irgendwas geht immer schief“, erklärt Anandi. „Mal funktioniert der Strom nicht, mal geht der Motor kaputt – so muss man ständig bei den immer wechselnden Nachbar*innen anklopfen und um Hilfe bitten.“
Es ist ein Leben in Gemeinschaft, a…