Bescheidener Optimismus
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Reicht das Leben dir Zitronen, dann pflanz einen Baum, oder besser noch: gleich einen ganzen Garten. So ähnlich scheint das Marina Herlop gesehen zu haben, als die Veröffentlichung ihres letzten Albums „Pripyat“ auf der Kippe stand und monatelange Arbeit drohte, im Nichts zu verpuffen. Sie nistete sich in ihrem mentalen Garten ein, jätete dort, wie sie selbst es beschreibt, das Unkraut ihrer negativen
Gedanken, und zum Vorschein kam schließlich der Humus, auf dem sich ihr nun viertes Album „Nekkuja“ entfaltete.
Grundlage bilden immer noch Kompositionen am Klavier, das die dreißigjährige Katalanin am Konservatorium studiert hat, und ihre ebenso klassisch ausgebildete Stimme. Diese flattert mal eigensinnig an Vogelsamples entlang, segelt über Sturzbäche zu polyphonen Chören geschichtet oder verschmilzt auf „Reina Mora“ in einer komplexen Hetzjagd aus synkopierten Handclaps, Subbässen und einer rhythmischen Lautmalerei, die von den Ragas karnatischer Musik aus Südindien inspiriert ist. Herlop wehrt sich trotz katalanischer und spanischer Einsprenkler gegen bedeutungsschwangere Lyrics, will ihre Produktionen allein für sich sprechen lassen. Und was auch immer für Geschichten sie auf „Nekkuja“ erzählt, sie zecken sich direkt ans Herz. Auf „Cosset“ drehen sich vor dem inneren Auge die Karussells, „La Alhambra“ bäumt sich über insektoiden Streichquartetten auf zu einem Resistance-Cha…