Der erste historische Roman von Zadie Smith
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Seit ihrem Debüt „Zähne zeigen“ (2001) hat Zadie Smith so ziemlich alles geschrieben: von Kurzgeschichten über Theaterstücke bis hin zu Romanen und Essays. Nun legt sie mit „Betrug“ ihren ersten historischen Roman vor. Lange schon wollte sie über William Harrison Ainsworth schreiben, einen Autor historischer Romane, der im 19. Jahrhundert in ihrer Londoner Nachbar*innenschaft lebte, große
Bekanntheit genoss, mit Charles Dickens befreundet und trotz seiner anfänglichen Erfolge ein schlechter Schriftsteller war.
Ein anderes Thema, das sie seit Jahrzehnten interessiert, ist der Tichborne-Fall, einer der bekanntesten Prozesse der englischen Rechtsgeschichte, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Damals kehrte ein Engländer aus der Arbeiter*innenklasse von Australien nach London zurück und behauptete, der verschollene Sohn der reichen Lady Tichborne zu sein. Er wurde begleitet von Andrew Bogle, einem ehemaligen Versklavten aus Jamaika und einst Diener der Familie, der bezeugte, dass es sich um den echten Roger Tichborne handeln würde.
Im Zuge ihrer Recherchen fand Smith heraus, dass Edward Kenealy, der in jungen Jahren in den Kreisen um Ainsworth verkehrte, später der Anwalt des angeblichen Tichborne war. Sie verknüpft beide Geschichten meisterlich miteinander. Auch wenn der Plot im England und Jamaika des 19. Jahrhunderts spielt, ist er hochaktuell. Und trotz der Vielzahl und Schwere der…