Fagdyke
Von

I am a faggot and a dyke (…) / i am a gay boy and a lesbian / i am a transsexual and a world of possibilities.“ Nicht vor dem Spiegel oder beim Tagebuchschreiben, sondern beim Sex überkommt mich die Erkenntnis: „Lesbe“ allein umfasst mich nicht. Irgendwas rastet zum ersten Mal korrekt ein, als ich mich als Schwuchtel ficken lasse. Statt mir abwesend einen anderen Körper vorzustellen, fühle ich mich in meinem eigenen zu Hause, wenn er so adressiert und begehrt wird, wie ich ihn mir wünsche.
Okay, vielleicht hätte ich bereits vor zehn Jahren darauf kommen können. Damals, als ich mich zwar als
Hard Femme identifiziert habe, ein vages erotisches Begehren für schwule Ästhetiken verspürte (von der Unterhemd-Sportshorts-Jockstraps-Kombo bis zu Goodyn Greens Fotobuch „The Catalog“, in dem Lesben in Posen aus schwulen Pornos abgelichtet sind), mich aber gleichzeitig nicht von Masculine-of-Center-Personen angezogen fühlte. Ich fand sie hot, aber mich selbst nicht mehr, wenn ich mit ihnen intim war.
Es ist nicht so, als hätte ich in unterschiedlichen Lebensphasen nicht selbst maskulinere Genderausdrücke ausprobiert. Allerdings verspürte ich mehr Beklemmungen als Euphorie, wenn meine breiten Hüften und große Brust die Hemden entlang der geraden Knopfleiste in Slalomlinien zerrten. Ich fühlte mich von meinem Körper verraten. Zwar bezeichnete ich mich schon als nicht-binär, aber auf dem Agender-Spektrum, schön ergebnisoffen. Als dicke Person war eine feminine Performance unkomplizierter, und Hard Femme hielt Raum für Maskulinität parat. Zu Hause fühlte ich mich trotzdem nicht.
Mittlerwe…