Schornsteine die CO2 ausstoßen, innerhalb eines verzierten Rahmens, der aus Pilzen besteht
© Adrienne Kammerer

Die CO2-Uhr tickt: Wenn die Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahren nicht drastisch sinken, wird die Erdtemperatur deutlich steigen. Circa zwei Jahre und zehn Monate bleiben noch, bis jenes globale „CO2-Budget“ aufgebraucht ist, das eine Erderwärmung auf 1,5° C gegenüber vorindustriellen Zeiten begrenzen könnte. Dann würden zahlreiche sogenannte Kipppunkte erreicht, „jenseits derer ein System sich umorganisiert, oft abrupt und/oder unumkehrbar“, wie es der Weltklimarat IPCC formuliert, mit verheerenden Konsequenzen für die Ökosysteme. Die Treiber der menschengemachten Klimakatastrophe sind ebenso bekannt wie die Lösungsansätze: drastische Reduktion von Treibhausgasemissionen und Ressourcenverbrauch statt industrieller Produktion wie bisher;

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft; nachhaltige Materialien anstelle von erdölbasierten Kunststoffen. In all diesen Bereichen spielen Pilze eine wichtige Rolle: als natürliche CO2-Senke, aber auch als biologisch abbaubares Alternativmaterial. 

Im Juni 2023 veröffentlichte ein internationales Forschungsteam, angeführt von der Biologin Heidi-Jayne Hawkins, eine aufmerksamkeiterregende Studie im Fachmagazin „Current Biology“: Die Wissenschaftler*innen kamen zu dem Schluss, dass Mykorrhizapilze weltweit potenziell mehr als 13 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr binden. „Mykorrhizapilze“ bezeichnet eine Obergruppe von Pilzarten, zu denen auch Pfifferlinge, Steinpilze, Fliegenpilze, Knollenblätterpilze und Trüffel gehören. „Mykorrhiza“ bedeutet „Pilzwurzel“: Verzweigte, fadenförmige Hyphen bilden eine wurzelartige Struktur, das Myzel, das den größeren Teil eines Pilzes ausmacht. Und ebendieses unterirdische Geflecht der Mykorrhizapilze geht mit den Wurzeln von Pflanzen …