Hinter Elaha sieht man viele Hochzeitskleider aufgereiht.
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Über kurdische Kultur existiert wenig Wissen im eurozentristischen Kollektivbewusstsein, oft wird sie lediglich auf Stereotype reduziert: wild, terroristisch und altmodisch, geprägt von Unterdrückung. Auch einige Filme der vergangenen Jahre, die sich kurdischer Kultur widmeten, haben solche Klischees reproduziert. Die Sorge ist also begründet, dass man als Kurdin auch nach dem Film „Elaha“ der armenischen Regisseurin Milena Aboyan, der eine junge Deutschkurdin auf ihrer Suche nach sexueller Selbstbestimmung begleitet, missverstanden zurückbleiben könnte. Doch dieser Film ist anders.

„Elaha“ erzählt die Geschichte der gleichnamigen Protagonistin, die sich dazu entscheidet, sich vor ihrer geplanten Hochzeit einer Hymen-Rekonstruktion zu unterziehen, also ihre sogenannte Jungfräulichkeit

operativ wiederherstellen zu lassen. Parallel dazu erkundet sie ihre eigene Sexualität, schläft mit wem sie will, weigert sich, ihre „Jungfräulichkeit“ medizinisch zu beweisen, und geht feiern, obwohl ihr patriarchal geprägtes Umfeld dagegen ist. All das tut sie, ohne ihre Familie oder ihre kulturelle Identität zu opfern.

Sie steht zu ihrer kurdischen Herkunft, trägt traditionelle kurdische Kleider, spricht offen die kurdische Sprache und hängt mit ihren kurdischen Freundinnen ab. Was sie ablehnt, sind die Regeln ihrer Kultur, die sie sinnlos findet: Sie sieht nicht ein, dass sie sich ohne Widerworte anderen Menschen fügen muss, und findet, dass sie selbst entscheiden kann, ob sie feiern, Sex haben oder Kontra geben möchte. So vermittelt der Film, dass eine Balance zwischen kultureller Verbundenheit und individueller Freiheit durchaus möglich ist. Gerade für in Deutschland lebende Kurd*innen ist das eine erfrischende Alternative zu gängigen Narrativen.

Das mit Preisen dotierte Langfilmdebüt …