Eine der Einflussreichsten der Hamburger Kunstszene
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In Bleistift gezeichnete Untertassen, beschriebene Tabletts, überall zur Zeichenfläche umfunktionierte Spiegel, weißes Papier, das die Wände hochwächst und den Boden überzieht. Ein Raum, übersät mit gekritzelten Worten, Gedanken und Exzerpten. Im selben Raum, inmitten dieser Arrangements: Fotografien unzähliger Stillleben mit Alltagsobjekten, die neben-, unter- und übereinander aufgereiht sind. Anna Oppermanns Rauminstallationen aus Papierschnipseln und Notizen, Zeitungsausschnitten und Zeichnungen sind wie das bildgewordene Innere eines tausendseitigen Romans, rauschhaft und brainy zugleich.
Anna Oppermann (1940–93) fertigte in ihrem Leben über sechzig solcher „Ensembles“, wie sie ihre Installationen nannte. Gedanken, Verbindungen, Hinzugezogenes und wieder Verworfenes – der Prozess
und das für einen Moment festgehaltene Raumbild überlappen sich in der Ausstellungssituation. An einzelnen Raumcollagen arbeitete Oppermann über Jahre hinweg, sie zeigte sie in einer ersten Zusammenstellung, nur um sie im Anschluss immer wieder zu erweitern und neu zu arrangieren.
Thematisch beschäftigte Oppermann sich mit Fragen des Privaten und Öffentlichen, der zwischenmenschlichen und institutionellen Macht. Sie nahm den Kunstmarkt und die Idee des Künstlergenies in den Fokus, beschäftigte sich mit Geschlechterrollen und Vorstellungen von Sexualität sowie mit rhetorischen Manipulationsstrategien in der Werbung oder der Politik. Der Startpunkt für eine Arbeit war meist ein Stillleben aus gefundenen Objekten, die Oppermann als Initialzündung dienten und die sie genau betrachtete und zeichnete. Von dieser Ausgangssituation aus assoziierte sie weiter, sammelte, arrangierte und mischte neu.
Ihre Gedankenketten zum Thema einer jeweiligen Arbeit listete sie in Stichworten auf. Schließlich begann …