Eine Escort-Agentur wie keine andere
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Im Frühjahr 2021 kamen sechs Sexarbeiter*innen zusammen, die sich über ihren Frust aufgrund der Zustände in der Branche austauschten. Eine von uns hatte soeben ihre Agentur verlassen, weil der Chef versuchte, sie zum Anbieten von Dienstleistungen zu zwingen, die sie nicht wollte. Da keine*r von uns für eine Agentur gearbeitet hatte, die er*sie empfehlen würde, hatten wir die Idee: „Wie wäre es, eine Escort-Agentur im Besitz von Arbeiter*innen zu gründen?“ Wir fragten online nach Mitstreiter*innen, und die Antwort war überwältigend: Die Community wartete nur darauf, dass sich jemand ernsthaft mit dieser
Idee auseinandersetzte.
Im Moment sind wir zu fünfzehnt im Kollektiv, viele von uns arbeiten schon lange als Sexarbeiter*innen. Bei Paramour stellen wir durch die Rechtsform der Genossenschaft und demokratische Geschäftspraktiken sicher, dass jedes Escort über den eigenen Auftritt, Fotos, Texte, Leistungen und Preise bestimmt. Für die Verwaltung der Buchungen in unserem Kollektiv werden sieben bis 19 Prozent der Buchungsgebühr berechnet, während sich der Beitrag in der Branche üblicherweise zwischen dreißig und fünfzig Prozent bewegt, was wir für Ausbeutung halten. Bei uns wird am Ende der Profit gleichmäßig unter allen unseren Mitgliedern aufgeteilt, die Provision geht also indirekt wieder in die Tasche der Sexarbeitenden. Wir haben zwar einen Vorstand, aber der darf den Mitgliedern keine Weisungen erteilen. Er erfüllt nur deren Wünsche und unsere rechtlichen und finanziellen Anforderungen.
Die Arbeiter*innen sind in Arbeitsgruppen organisiert, die ihren individuellen Fähigkeiten …