Die Autorin Cho Nam-Joos steht in einem weißen Hemd vor einer rötlich-braunen Steinmauer und hebt den linken Arm zum Kinn.
Cho Nam-Joos neuer Roman „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ ist kein angenehmer Roman und erhebt auch nicht den Anspruch darauf. © Minumsa

Auch das geht einst vorüber.“ Mit dieser Überschrift beginnt das erste Kapitel aus Cho Nam-Joos neuem Roman „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“. Nach ihrem 2016 veröffentlichten Bestseller „Kim Jiyoung, 
geboren 1982“, der patriarchale Strukturen und alltäglichen Sexismus in Südkorea aufzeigte und maßgeblich die dortige #MeToo-Bewegung beeinflusst hat, beschäftigt sie sich in ihrem neuen Buch erneut mit Unterdrückung und den Enttäuschungen, die das Leben zeichnen.

Diesmal erzählt sie die Geschichte der 36-jährige Mani, die mit ihren Eltern zusammen in einem der ärmsten Teile Seouls lebt und sich zwischen Arbeit, Schlaf und Träumen fragt, was ein Leben eigentlich ausmacht. Sie steht kurz davor, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und ein neues Kapitel zu beginnen. Beim Packen ihrer wenigen Sachen fängt sie an, sich an Abschnitte ihrer Kindheit zu erinnern: einer Kindheit, die von Verzicht geprägt war und in der sie einst einen großen Traum hegte. Mit zehn Jahren

wollte sie Sportgymnastin werden, obwohl dies für ein Kind aus ihren Verhältnissen nicht erreichbar schien und ihre einstigen Freundinnen sich über sie lustig machten. 

Ihre Mutter jedoch schaffte es, das Geld für das Training aufzubringen. Und auch wenn es anfangs nur Aerobic war, hielt sich Mani an diesem Traum fest, spürend, dass ihr vielleicht doch das Talent fehlte. Bis sie auf eine andere Schule kam, an der sie frustriert feststellen musste, dass ihr tatsächlich das Zeug fehlte, um es weit zu bringen. Ihr lang gehegter Traum geht nie in Erfüllung, trotz großer Anstrengungen.

Zwischen all den Erinnerungen lebt Mani ihr bescheidenes Leben, geht arbeiten, wird entlassen und muss nun herausfinden, wie es weitergehen soll. Ohne Einkommen fehlt es an Geld und ohne Mann muss sie weiter bei den Eltern leben. Ihre Eltern scheint der Umstand, dass sie in ihrem Alter nicht verheiratet ist, wenig zu stören. Für sie ist es, anders als sonst in Südkorea, keine Schande, dass ihre Tochter ledig ist.Teile diesen Artikel