Schwebende Blumen.
Sieben Autor*innen erzählen von ihren Leben mit Behinderungen. © Dana Kearley

Mit Texten von Karina Sturm, Karolin Kolbe, Rosen Ferreira, Kübra Sekin, Abena Appiah, Marie Minkov und Franziska Drohsel.

„Du siehst doch gar nicht krank aus!“ 
Das war meine erste Begegnung mit Ableismus und der eine Satz, der mich begleitet, seit ich chronisch krank bin. Gleichzeitig steht er repräsentativ für die Leben vieler Menschen mit unsichtbaren Erkrankungen/Behinderungen. Zum ersten Mal begegnete mir der Satz, als mir ein Arzt meine Symptome nicht glauben wollte und so dafür sorgte, dass es vier Jahre dauerte, bis ich wusste, welche Erkrankung ich habe. Das nächste Mal, als Menschen in meinem Umfeld daran zweifelten, dass ich bestimmte Dinge nicht mehr kann. So reduzierte sich mein Bekanntenkreis dramatisch. Später hörte ich die Aussage von Gutachter*innen, die mir wichtige Hilfsmittel verweigerten, was meine Lebensqualität weiter einschränkte. Wieder und wieder zweifelten Personen an meinen Worten, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken. In der gesellschaftlichen Vorstellung ist „Krankheit“ ein Zustand, den man

sehen muss. Eine Vorstellung, in der chronisch kranke Menschen leidend und einsam in einem dunklen Zimmer liegen und an die Decke starren – und manchen kranken Menschen geht es auch so. Aber andere, wie ich, leben mit chronischen Krankheiten, die mal zu mehr, mal zu weniger Einschränkungen führen. Eine chronische Krankheit, die immer spürbar, aber selten sichtbar ist, wird auch durch die Vorurteile und das Unverständnis der Gesellschaft ein Problem. Dabei wäre es so einfach, „du siehst aber gar nicht krank aus“ mit „ich höre dir zu und möchte deine Erfahrungen verstehen“ zu ersetzen. Karina Sturm

Unbezahlter Vollzeitjob
Meine Behinderung und chronische Erkrankung sind ein bürokratischer Vollzeitjob. Das meine ich nicht im übertragenen Sinne. Regelmäßig sitze ich mit Freund*innen bis zu acht Stunden am Stück vor komplizierten, sehr langen Formularen. Hilfsmittel beantragen, Widersprüche schreiben, aufgezwungene Rehas abwenden und das Aufwendigste: meine Existe…