Frauen in der Mafia
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Frauen sind Opfer. Sie sind schwach, nicht vertrauenswürdig und daher für wichtige Aufgaben nicht zu gebrauchen. Dieser patriarchale Blick auf Weiblichkeit scheint innerhalb der italienischen Mafia das vorherrschende Narrativ zu sein. Deshalb spielen Frauen dort eine untergeordnete Rolle und erfüllen ausschließlich klassische reproduktive Funktionen als Töchter, Ehefrauen und Mütter.
So weit, so undifferenziert. Denn diese Ansichten entsprechen weniger der Realität als den männlich geprägten Vorstellungen, die lange Zeit die italienische Justiz (und die internationale Popkultur)
dominierten. Doch seit den 1990er-Jahren findet ein allmähliches Umdenken statt: Immer häufiger werden in Italien Frauen aus dem Kontext organisierter Kriminalität angeklagt und verurteilt, weil zunehmend verstanden wird, dass sie sowohl mitwissend als auch aktiv eingebunden sind. Oder sie werden zu wichtigen Zeuginnen gemacht, weil sie tragende Säulen der mafiösen Familien und Werte sind und daher dazu beitragen können, das System von innen zu stürzen. Überwiegend wurde und wird dieser Perspektivwechsel vorangetrieben von – wie sollte es auch anders sein – Kriminologinnen.
Die auf wahren Begebenheiten beruhende Serie „The Good Mothers“ greift diese fundamentale Verschiebung der Blickachse auf: Erzählt wird von vier Frauen, die qua Geburt Teil der kalabrischen ’Ndrangheta wurden und versuchen, sich von ihr zu befreien. Sie kooperieren mit der Richterin Anna Colace, die Frauen mafiöser Familien strategisch ins Zentrum ihrer Ermittlungen stellt. Denn ihr ist klar, dass diese Frauen nicht „n…