Zwei Figuren halten sich vertraut und innig fest, während sie einander anschauen.
Wie Sex mit einer anderen trans Person lebensverändernd sein kann, beschreibt unser Autor in der Sexkolumne. © Zora Asse

Als Jugendliche(r) der 1990er-Jahre bin ich in einem gleichermaßen sexpositiven wie auch verklemmten Klima aufgewachsen. Meine Eltern haben mich zwar früh aufgeklärt, hingen aber gleichzeitig in ihrer anerzogenen Scham, einigen Traumata und tief sitzender Heteronormativität fest. Ich verbrachte meine Teenagerzeit irgendwo zwischen Tomboy, Punk und dem Versuch, mich bestimmten Vorstellungen und Erwartungen an Weiblichkeit anzupassen. Neben einigen zaghaften queeren Versuchen landete ich hauptsächlich mit cis Männern im Bett und bediente ihre Fantasien. 

Bis in meinen Dreißigern drei entscheidende Dinge passierten: Ich fing an, mich selbst zu befriedigen, erkannte, dass ich trans bin, und verliebte mich in eine andere nicht-binäre Person, Robyn. Zu diesem

Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie ich verlernen konnte, was ich in Bezug auf Begehren, Verführung und Sex bis dahin alles gelernt hatte. 

Am Tag, an dem Robyn und ich unser erstes Date hatten, war ich dementsprechend mehr als nur aufgeregt. Die erste gemeinsame Nacht änderte sowohl, wie ich seitdem Sex habe, als auch meine komplette Selbstwahrnehmung. Das Entscheidende daran war auch nicht unbedingt der Sex selbst. Das Wichtigste war: Dey sah mich. Ich werde nicht vergessen, wie ich in Robyns Armen lag, die Venen an deren Armen bewunderte und ein geflüstertes „du bist so schön“ hörte. Dabei galten diese Worte nicht meinem Körper, sondern der unbändigen Freude, die ich fühlte. Durch Robyn erkannte ich, dass es beim Sex darum geht, sich auf die andere Person und vor allem sich selbst einzulassen. Es geht für mich nicht zwangsläufig um bestimmte Körperteile, sondern um Nähe und die Ekstase, die man sich gegenseitig schenken kann. In dieser Nacht verstand ich, dass ich meinen Körper für andere kl…