„Schamlippen“, Vulva-Shaming und zwickende Unterhosen – es kommt auf die Größe an. Unsere Autorin weiß, wie schwer es ist, passende Unterhosen zu finden und noch weitere Kritikpunkte an Unterwäschefirmen.
Vulven sind klein, zierlich, schön und sehen am allerbesten in Tangas aus. Zumindest wollen uns das die meisten Unterwäschemarken glauben machen. Die meisten Unterhosen kaufen Vulvenbesitzer*innen weltweit bei marktführenden Marken wie Zara, H&M und Co. Zumindest die, die reinpassen. Denn mehr als die Hälfte der Personen mit Vulva haben einen sogenannten Outie, also innere Vulvalippen, die nach außen hervortreten bzw. hängen. Als normschön propagiert durch Pornos, durch perfekt sitzende Bikinihöschen in der Werbung oder durch die seit dem Film vielleicht nicht mehr ganz so traumabesetzte Barbie ist dagegen der „Innie“, also von vorne kaum sichtbare Vulvalippen. Lip Slips, Roast Beefs, Vorhänge: Es gibt alle möglichen Bezeichnungen für die nicht normschönen, äußeren Vulvalippen, die laut einer Studie von Refinery29 für fast die Hälfte der Outie-Owners mit Scham und Sorgen behaftet sind.
Schon in der antiken Mythologie brachte die Vaginagöttin Baubo Leute zum freudigen Lachen, indem sie ihre Vulva zeigte. Sicher hatte auch Baubo einen Outie. Aber so wirklich zum Lachen ist es nicht. Denn während der Durchschnittsoutie circa sechs Zentimeter Platz benötigt, werden die Zwickel der
Unterwäsche, die zusätzlich eingenähten Stofflagen für extra Hygiene, maximal vier Zentimeter breit geschneidert – und das nur im Idealfall! Viele Tangas haben einen Zwickel mit gerade mal zwei Zentimetern Breite. Eine Studie zeigt auch, dass die Breite der Vulvalippen von 5 mm bis 9,5 cm variieren kann. Der „Womankind Collective Podcast“ hat zwölf Unterhosen fünf verschiedener Marken verglichen und dabei zwölf Zwickel vorgefunden, deren Länge, Position, Breite und Textilzusammensetzung nicht unterschiedlicher hätten sein können. Manche der Zwickel werden viel zu weit hinten eingenäht, als dass sie ihre Aufgabe, Ausfluss aufzufangen, erfüllen könnten. Andere Zwickel so weit vorne, dass sie an der Klitorisperle reiben. Der Podcast fasst zusammen: Umsatz sticht im Kapitalismus Nützlichkeit für Vulvabesitzer*innen.
Für mehr als fünfzig Prozent von uns heißt das also: Der Outie fällt auf mindestens einer Seite aus der Unterhose raus, reibt sich an der Jeansnaht wund, stört beim Radfahren, b…