Faschos trollen
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Ich war schon immer ein Troll im Internet. Anfang der 2000er trieb ich mich in Internetforen und auf Facebook herum. Danach habe ich mich hauptsächlich darauf konzentriert, auf Twitter und Instagram meine queerfeministische, antifaschistische und antirassistische Propaganda zu verbreiten. Vor Kurzem habe ich TikTok für mich entdeckt, wo ich fleißig versuche, zwielichtigen Content konstruktiv zu kommentieren, aber selbst meine kreativsten Beleidigungen werden von TikTok gelöscht.
Da sitzt z. B. ein Mann, der sich, ich würde sagen, herausgeputzt hat: Die Haare sind gekämmt, das Gesicht ist eingecremt, der Bart ist gemacht und er trägt ein Hemd. Vor ihm ein Mikrofon. Podcast-Vibe, doch er spricht nur mit sich selbst. Im Hintergrund läuft epische Heldenmusik und dann geht’s los: „Frauen über dreißig haben keinen Marktwert“ ist seine Lieblingsthese. Spitzfindig bemerkt er: „Eine Frau, die schon mit mehr als fünf Männern geschlafen hat, hat fünf Männern erlaubt, sie potenziell zu
schwängern.“ Und das ist noch harmlos! Es geht in diesen Videos (von vielen verschiedenen Usern), ob es TikToks sind oder Live-Videos, nur darum, durchgehend über die Wertigkeit von Frauen zu sprechen bzw. wie wenig sie eben wert seien. Von sich selbst behaupten diese Männer, hochqualitativ zu sein, ist ja klar. Als wären sie von Stiftung Warentest oder dem TÜV geprüft und hätten dann ein offizielles Gütesiegel bekommen. Das verleihen sie sich gern selbst – und ihrer Community. Laut dem fiktiven Siegel sind sie die perfekten (Ehe-)Männer und Väter, Versorger und Alpha-Männer. Dabei denken sie den ganzen Tag nur darüber nach, auf welchen Bodycount eine Frau wohl kommt. Denn es geht nur darum: Marktwert, Bodycount, Gebärfähigkeit.
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