Queeres Empowerment durch Ballroom: Ein Contestant beim Free Forever Kiki Ball im Januar 2024.
Foto: © Nana Poley

Es ist heiß und stickig in der Lagerhalle am Rande von Ghanas Hauptstadt Accra. Etwa dreihundert Menschen sind gekommen, sie tragen knappe Outfits, hohe Heels und sexy Make-up, manche von ihnen elegante Kleider aus dem ghanaischen Kente-Stoff. Sie alle sind Teil des „Free Forever Balls“, des ersten Kiki-Balls in Ghana, bei dem die queere Community zusammenkommt, um sich selbst zu feiern und in Kategorien wie „butch“, „vogue“, „femme“ oder „sex siren“ auf dem Laufsteg gegeneinander anzutreten. Der Abend ist ein „dream come true“ für queere Personen in Ghana, wie das Model Kenny Zigah sagt.

Zigah ist eine der Personen, die als Teil des Free Forever Collectives mit Unterstützung internationaler Allys aus der Ballroomszene den Ball organisiert. „Es geht hier nicht nur um Glitz und Glam“, sagt er, „es geht darum, einen sicheren Ort zu schaffen, an dem Schwarze queere Personen sich ohne Angst vor Diskriminierung zeigen können.“ 2022 gründete Zigah mit anderen Personen aus Ghanas queerer Community das Kollektiv, um Räume für die LGBTIQ-Community zu schaffen. Nach einem Festival 2023 ist der Ball im Januar 2024 der erste in dieser Größe – mit internationalen Stars wie der ghanaisch-amerikanischen Sängerin Amaraee und nationalen Ikonen wie Princess Fathia Nkrumah, der Enkelin von Kwame Nkrumah, der das Land im Jahr 1957 in die Unabhängigkeit führte. 

Für die Organisator*innen ist der Ball nicht nur Community-Event, sondern auch eine Aneignung des Rechts auf Glücklichsein, Sicherheit und Genuss. „Vor allem jetzt, da derzeit grundlegende

Menschenrechte auf dem Spiel stehen“, sagt Zigah. Denn der Ball findet in einem Kontext statt, in dem queere Personen in Ghana derzeit massiv in Gefahr sind. Am 15. Februar hat das Parlament den Entwurf für ein Anti-LGBT-Gesetz verabschiedet, das schwerwiegende Auswirkungen für queere Personen in Ghana haben wird. 275 Abgeordnete hatten bereits im Juli 2023 für das Gesetz gestimmt – kein*e Einzige*r dagegen. Der Hass und die damit einhergehende Gewalt gegen queere Personen, die in Ghana schon lange Teil des gesellschaftlichen Klimas sind, steigt seitdem drastisch an. Mit dem Gesetz wird das queerfeindliche Klima nun noch stärker manifestiert und zur staatlichen Doktrin gemacht: Hass auf Queers als Paragraf.


Performances, die irritieren, Unbehage…