Laufey – die Goddess des Jazz
Von Pauline Schüler
Von der kleinen nördlichen Insel Island hat Laufey (ausgesprochen lœi:vei) den großen Sprung nach L. A. und in die Herzen der Gen-Z geschafft. Die isländisch-chinesische Multiinstrumentalistin und Sängerin ist Berklee-Absolventin, beherrscht Cello, Piano und Gesang, hat gerade ihren ersten Grammy gewonnen und ihr neues Album „Bewitched: The Goddess Edition“ rausgebracht. Laufey hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Einfach alles an ihrem Erfolg schreit: Da ist sie, die Renaissance des Jazz!
Spätestens seit dem Release ihres Debütalbums „Everything I Know About Love“ im Jahr 2021 ist die Musikerin in aller Munde. Auf TikTok oder Instagram präsentiert sie sich gekonnt in Reels und schafft es, den digitalen Space mit nach Jazz anmutendem Sound zu erobern. Ihre Texte handeln von Herzschmerz, Eifersucht und anderen Struggles junger Heranwachsender („She’s so perfect, blah, blah, blah“). Damit trifft sie mit fast Taylor Swift’schem Storytelling den Ton einer jungen Generation. 2023 war sie auf Spotify sogar der meistgestreamte Jazz-Debut-Act. Aber … ist Laufey Jazz? Das recht hartnäckige Narrativ „Jazz is dying“, wie es Ryan Gosling dramatisch in einer Szene des Musical-Kinohits „La La Land“ verkündet, hat auch Einzug in den Diskurs um Laufeys Musik gefunden und so manch ein*e
Feuilletonist*in kürte sie nun zur „Retterin des Jazz“. „Ich möchte nicht, dass Jazz und klassische Musik in Zukunft den Ruf haben, nur für eine bestimmte Gruppe von Menschen zu sein oder für Leute, die gebildet genug sind, um sie zu genießen – ich möchte einfach, dass es die Musik des Volkes ist“, erklärt sie in einem Interview mit dem Rolling Stone. Womit Laufey recht haben mag: Jazz hat leider ein (Image-)Problem. Und das liegt u. a. an seiner patriarchalen Prägung (hi, Sexismus) und an den Barrieren im Ausbildungs- und Konzertbetrieb (guten Tag, Klassismus). Mit Jazz in Kontakt zu kommen, kann also mitunter ein schwieriges Unterfangen sein, gerade, wenn der Jazz-Kosmos oft ein kleiner elitärer „Boys Club“ ist. Was Jazz eigentlich ist (Stichwort Gatekeeping), wer ihn wie praktiziert und wie er vermarktet wird, sind keine neuen Fragen, kamen aber mit dem Phänomen Laufey erneut auf. Schon immer waren Whitewashing, Zugehörigkeitsdiskurse und die Zukunft des Jazz Themen in der Musikgeschichte: etwa in …