Immer mehr Influencerinnen promoten das Hausfrauen-Dasein und traditionelle Geschlechterrollen auf TikTok &a Co. Warum dieser Trend antifeministisch ist, erklärt Sozialwissenschaftlerin Mareike Fenja Bauer im Interview.
Antifeministische Inhalte auf Social Media haben gerade Konjunktur, ob von Parteien verbreitet oder durch Influencer*innen. Der AfD-Kandidat Maximilian Krah motivierte seine Partei bspw. kürzlich dazu, die kostenlose Möglichkeit, „in die Gehirne“ von Jugendlichen „reinzusenden“, gut zu nutzen. Das geschieht auch subtiler, z. B. durch glamouröse Influencerinnen, die einen Lifestyle als Hausfrau propagieren, sogenannte Trad Wives (traditional wives). Wie viele Menschen folgen online solchen antifeministischen Akteur*innen? Mareike Fenja: Wichtiger als die Frage, wie viele Menschen solchen Accounts folgen, ist die Frage, wie hoch die Klickzahlen ihrer Videos sind. Denn auch Content Creators mit wenig Follower*innen können eine Beziehung zu ihrem Publikum aufbauen, indem sie vermeintlich private Einblicke in ihr Leben geben, auf Kommentare reagieren und mit dem Publikum interagieren. Was man in der Forschung gut sehen kann, wie z. B. in der Leipziger Autoritarismus-Studie 2022, ist, dass mittlerweile jeder dritte Mann ein geschlossen antifeministisches Weltbild hat und auch jede fünfte Frau. Zwei Jahre vorher waren die
Zahlen noch etwas niedriger, was zeigt, dass antifeministische Positionen sehr anschlussfähig sind. Und sie sind sowohl Teil rechter Ideologien als auch ein gesamtgesellschaftliches Phänomen.
Wenn wir über antifeministische Influencerinnen sprechen, über wen reden wir dann? MF: Da gibt es verschiedene Typen, wie die schon benannten Trad Wives, die im deutschen Raum immer beliebter werden, aber auch spirituelle Leader. Deren antifeministisches Weltbild basiert auf vermeintlich spirituellen Energien, mit denen sie argumentieren und so ein reaktionäres und sehr binäres Geschlechterbild propagieren. Ihnen zufolge hätten Frauen eine weibliche Energie, die mit bestimmen Charakteristika einhergehe, wie man sie auch in traditionellen Rollenbildern findet. Im Kontrast zur männlichen spirituellen Energie, die als dominant beschrieben wird, sei Weiblichkeit unterwürfig und sanft. Der Feminismus würde diese Energie angreifen und Frauen in die maskuline Energie treiben, was deswegen als feindlich fü…