Trans Performance gegen das Kastensystem
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Wer und was wird auf der Bühne in deinem Stück „Introducing Living Smile Vidya“ zu sehen sein? Ich werde in mehrere Charaktere schlüpfen, mein verstorbener Vater wird durch mich sprechen, auch meine Schwester. Aber vor allem geht es um meine verschiedenen Identitäten als trans Frau in Indien, als Asylbewerberin in der Schweiz, um meine Kämpfe und mein Leben mit meinen Freund*innen und meinen Vögeln! Die kann ich leider nicht mitbringen, obwohl ich das gerne täte. Sie spielen manchmal mit mir, aber es sind doch noch wilde Geschöpfe.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Als Performerin stehe ich nicht für grandiose Theaterinszenierungen, ich nutze keine exotischen Bühnenbilder oder Props. Es gibt Video-Footage, eine Collage von Bildern, aber in erster Linie benutze ich meinen Körper. Mein Körper ist meine Waffe. Ein Teil meiner Performance ist, dass ich nackt auf der Bühne stehe und überall auf meinem Körper Verbände habe, die ich nach und nach abnehme und so meine Narben sichtbar mache und über ihre Geschichten spreche. Denn all diese Narben, von Kopf bis Fuß, wurden mir allein deswegen zugefügt, weil ich eine feminine trans Person bin. Ich bin vor dem
faschistischen Hindunationalismus geflohen, der so viele Leben gekostet hat. Mädchen werden vergewaltigt, schwangere Frauen umgebracht, Menschen gelyncht, nur weil sie Rindfleisch essen, aber sowohl in Indien wie auch hier berichten die Medien nicht darüber.
Nicht nur die hindunationalistische Regierung ist in Indien eine Bedrohung für viele marginalisierte Menschen, sondern auch das damit verbundene Kastenpatriarchat, über das außerhalb so gut wie nie gesprochen wird.
Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit ein wenig darüber aufklären kann. Ich habe selbst einen Dalit-Hintergrund und weiß, wie brutal diese soziale Diskriminierung trotz offizieller rechtlicher Gleichstellung noch heute ist. Dalit dürfen keine Schuhe tragen, sie dürfen keine Wasserhähne im Haus haben, müssen oft barfuß kilometerweit zu ihren Wasserquellen gehen und können sich nicht einmal darüber beschweren! Brahman*innen hingegen haben durch ihr Kastenprivileg meist mehr Geld, mehr Bildung und können mehr reisen. B…