Doing The Work
Ein birnenförmiges Wesen mit roter Clownsnase blickt uns immer wieder entgegen in Nadine Redlichs „Doing The Work“, einer Sammlung von Cartoons und Bildgeschichten. Die seriellen Einzelbilder unterscheiden sich zum Teil kaum und was auf den ersten Blick digital gezeichnet aussieht, ist perfekte Handarbeit. Der lebendige Strich der Düsseldorfer Zeichnerin, ob als einfarbige Linienzeichnung oder als kleine kolorierte Geschichten des clownesken Birnenwesens, wird getragen von Witz und ganz eigenen Bildideen. So werden bspw. einem Tausendfüßler ganze vier Seiten gewährt, um einmal das Panel zu durchqueren. Zum weiteren Personal gehören kleine Pudel, Eier, Gürkchen, Oliven und Snackbrezeln. Allen gemeinsam ist, dass sie kugelrunde Äuglein mit schwarzer Pupille haben und über die großen und kleinen Fragen des Lebens philosophieren. „Doing The Work“ ist in englischer Sprache – viele Bildwitze kommen ohne Worte aus. Redlich braucht ohnehin keine Pointen, um zu überzeugen. Sie erzählt sicher und minimalistisch in Form und Farbe, so absurd wie unterhaltsam. Amelie Persson

Nadine Redlich „Doing The Work“ ( Rotopol, 96 S., 18 Euro )

Alles Gute
Es fängt alles mit einer kleinen, strahlend orangen Sonne an. Die baumelt vom Rückspiegel eines Autos, das gerade in eine Ortschaft mit dem verheißungsvollen Namen Paradisen einfährt. Die Fahrerin des Autos will sich hier neu finden. „Smile“ steht auf der Sonnenrückseite, vorn ist ein grinsendes Gesicht aufgemalt. Alles in Paradisen wirkt fantastisch, doch der Ort ist auch von „Besuchungen“ gekennzeichnet – unvorhersehbaren Katastrophen, die die Idylle alle sieben Jahre heimsuchen. Werden es dieses Mal die Schmetterlinge sein, zu deren Vernichtung bereits auf Plakaten und in Graffiti aufgerufen wird? In einem regelrechten Farbrausch aus saftigen grün-rot-blauen Sommertönen erzählt die Stuttgarter Illustratorin und Psychologin Lena Steffinger in „Alles Gute“ die rätselhafte Story einer Utopie, die eine Dystopie verbirgt. Dass es ihr dabei gelingt, die Kritik an Katastrophismus, Umweltzerstörung und vereinzelnden Selfcare-Diskursen in himmlische, vor Leben strotzende Bilder zu gießen, ist so brillant, dass man sich am liebsten jedes einzelne Panel gerahmt an die Wand hängen würde. Sonja Eismann

Lena Steffinger „Alles Gute“ ( Jaja Verlag, 152 S., 24 Euro )

Diese Texte erschienen zuerst in Missy 04/24.