Einsame Spielerfrauen
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Katarzyna Lenhardt, genannt Kasia, die ehemalige Partnerin von Ex-Bayern-Fußballprofi Jérôme Boateng, ist seit über drei Jahren tot. Die Bestürzung über ihren Suizid ist nach wie vor groß. Podcasts, Artikel, TikTok-Videos: Auf vielen Kanälen wird seither dem Phänomen „Machtmissbrauch im Profisport“ nachgespürt, und betroffen wird oft gefragt, wie tragische Schicksale – z. B. das Kasia Lenhardts – hätten verhindert werden können. Nach ihrer Trennung hatte Lenhardt eine juristisch fragwürdige Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet und wurde in den Boulevardmedien diffamiert. Ihre eigene Geschichte konnte sie nicht mehr erzählen.
Dass es sich dabei nicht um spektakulär-traurige Einzelfälle handelt, sondern um ein Problem im „System Profifußball“, in dem Machtmissbrauch und Täterschutz tief in die Strukturen eingeschrieben sind, machte 2022 das Recherchenetzwerk „Correctiv“ öffentlich. Ihre Reportage „Draußen Held,
drinnen Gewalt – das Schweigen der Spielerfrauen“ berichtete von Schmutzkampagnen, Drohungen und gewalttätigen Übergriffen gegen Expartnerinnen von prominenten Fußballern. Die betroffenen neun Frauen, mit denen für die Recherche gesprochen wurde und die allesamt anonym bleiben wollten, seien „mundtot“ gemacht worden. Verschwiegenheitsvereinbarungen und die Angst vor Vertragsstrafen sorgen für die gewünschte Zurückhaltung zugunsten der beschuldigten Täter. Namentlich wird in der Recherche nur Kasia Lenhardt genannt. Das ist möglich, weil sie nicht mehr lebt. Die anderen Frauen müssen sich weiterhin mit einem System abfinden, das nicht dafür gemacht ist, sie zu schützen. Würden sie sich zu erkennen geben, müssten sie nicht nur mit Anfeindungen auf Social Media oder vom Boulevardmedien-System rechnen, das über sie herfällt, sondern auch mit juristischen Konsequenzen. Sich dagegen zu wehren würde schwer, denn nicht nur ist guter juristischer Beistand teuer, sondern für diese Frauen auch schwer zu finden. Z…