© Camille Soulat

Dass die Folge, in der ich stöhnend auf meinem Spielkollegen herumrobbe, ausgerechnet an dem Abend wiederholt wird, an dem meine Eltern und ich es uns auf der Couch gemütlich machen, ist Pech. Meine polnisch-katholischen Eltern geben gerne damit an, dass ihre Tochter Schauspielerin geworden ist. Aus der Arbeiterfamilie in den Kulturbetrieb. Hört, hört. Dass das mitunter bedeuten kann, dass ich Mund-zu-Mund Eiswürfel mit einem Mann austausche, der doppelt so alt ist wie ich, damit haben sie nicht gerechnet.

Ist Schauspielerin in diesem gottlosen Land ein Synonym für Pornodarstellerin oder was? Einfach den Fernseher ausmachen ist keine Option, da wir uns damit die Peinlichkeit eingestehen würden, die wir alle empfinden. Mama und Papa wollen aber genauso lässig und 2024 sein wie ich. Wir sind moderne Eltern

und unterstützen die Kunst unserer emanzipierten, erwachsenen Tochter. Auf locker.

Kollektiv halten wir den Fummeleien mit entschlossenem Blick stand, beinahe, als würden wir einen Wettkampf daraus machen, wer länger durchhält, ohne zu blinzeln. Das Ansehen der Szene lässt mich mehr erröten als der Dreh. Wie kann es denn sein, dass das Danach unangenehmer ist als das Währenddessen? Ich erinnere mich noch genau: Mein Spielpartner trug einen eleganten fleischfarbenen 

Schlüpfer, der vorne Weichteile zusammenhielt und hintenrum aussah wie ein String. Seine Hände waren kalt, genauso wie meine Füße. Unser Stöhnen war schüchtern, weil von dem Bewusstsein geprägt, dass jetzt jede*r Einzelne im Raum weiß, wie wir beim Sex klingen. Maximal unerotisch friemelten wir für die einzelnen Takes unsere verhedderten Körperteile auseinander. Im Grunde genommen fühlte es sich an, als würden wir „Twister“ spielen. Kaum dass die Szene im Kasten war, schüttelte mir der Kollege kumpelhaft die Hand, wie…