Lieblingsstreberin: Max Chapman

Max Chapman tut alles andere, als nach den Regeln zu spielen. Es ist 1943 und der Zweite Weltkrieg fordert auch im Mittleren Westen der USA immer mehr Soldaten, die über Nacht ihr Land verlassen. Den Baseball­-Ligen fehlen deswegen Spieler und da sie ersetzt werden müssen, öffnen sich auf einmal Türen für die ersten professionellen Frauenbaseball-Teams. Doch während weiße Frauen und Lesben diese einmalige Chance nutzen können, darf die talentierte Werferin und Protagonistin der Comedy-Drama-Serie „Eine Klasse für sich“ Max Chapman (Chanté Adams) nicht mal am Probespiel teilnehmen. Bevor sie aus dem Stadion geschickt wird, weil sie Schwarz ist, wirft Chapman den Ball aber trotzdem: quer durchs Stadion bis auf die Zuschauer*innentribüne zum großen Staunen aller Anwesenden. Die Amazon-Serie erzählt anhand der baseballbesessenen Chapman die Geschichte des Frauenbaseballs, die von Misogynoir geprägt ist. Von den Rockford Peaches wird Chapman aus rassistischen Gründen ausgeschlossen, im Männerteam darf sie nicht spielen, weil sie eine Frau ist.

Aber sie kämpft hart um die Verwirklichung ihres großen Traums, der für sie als Schwarze, heimlich queere Frau dieser Zeit als unmöglich gilt. Sie besticht als Underdog mit charmanter Awkwardness, akzeptiert keine finalen Absagen und schreckt nie vor waghalsigen Moves zurück. In Aussicht auf die Chance, für ein Männerteam pitchen zu dürfen, performt die junge Futch (Mischung aus Femme und Butch) vergeblich sowohl hetero Cosplay als auch männliches Crossdressing. Ihr Hadern mit Geschlechterrollen und die Akzeptanz ihrer eigenen Queerness sind eng mit ihrem persönlichen und komplexen Familiendrama verbunden. So wird für Max auch ihre Selbstfindung zum Extremsport. Für den sturen Glauben an ihr Talent wird sie oft belächelt. Umso zufriedenstellender ist es, dass sie letztlich gerade aufgrund ihres Durchhaltevermögens ihr unerwartetes Glück findet.

Die erste und einzige Staffel von „Eine Klasse für sich“ ist auf Amazon Prime zu ­sehen.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 04/24.