Männerboykott in Südkorea
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Eine Familie zu gründen, die nicht der heteronormativen Kernfamilie entspricht, ist keine leichte Sache. Jimin Kim hat ein solches Lebensmodell für sich gefunden: Seit vier Jahren lebt sie mit einer Freundin in einer Wohngemeinschaft in Seoul. Die Freundinnen haben entschieden, keine romantischen Beziehungen mehr mit Männern einzugehen: Keine Dates, kein Sex und keine Kinder. Heiraten erst recht nicht.
Kim und ihre Freundin haben zwei Katzen zusammen, sie teilen sich den Abwasch und essen gelegentlich gemeinsam zu Abend. Vor Kurzem haben sie zusammen eine Wohnung gekauft – was viele ihrer Bekannten überraschte. Kim und ihre Freundin haben keine romantische Beziehung zueinander. Aber: „Wir sind eine Familie“, sagt Kim. Die beiden Frauen gehören der sogenannten „4B-Bewegung“ an, einer radikalen feministischen Bewegung, die in Südkorea entstanden ist und seit einiger Zeit in den
Sozialen Medien im englischsprachigen Raum trendet. Die Abkürzung „B“ steht für eine koreanische Form von Verneinung, „bi“ und die Begriffspaare in „4B“ bedeuten übersetzt so viel wie keine Ehe, keine Geburt, keine Romantik und kein Sex: bihon, bichulsan, biyeonae, bisekseu. Die Bewegung ist u. a. auch inspiriert von dem Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo, der von einer jungen verheirateten Frau handelt, die nach der Geburt ihres Kindes in eine Depression verfällt.
Die Aktivist*innen der Bewegung leben nach den 4B-Grundsätzen, weil sie diese als erforderlich betrachten, um die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in Korea zu überwinden. „Das Patriarchat ist der Kern unserer misogynen Gesellschaft und um damit zu brechen, müssen wir die Ehe als Institution überwinden. Um das zu erreichen, boykottieren wir romantische und sexuelle Beziehungen zu Männern im realen Leben“, erklärt Kim.
Die meisten ihrer Freund*innen haben sich daran gewöhnt, dass s…