Musik-Tipps 04/24
Von MissyRedaktion

Beth Gibbons
„Lives Outgrown“
( Domino )
In den 1990er-Jahren erneuerten zwei Trends die musikalische Genrelandschaft: Drum’n’Bass und Jungle für Raver*innen und TripHop für Melancholiker*innen. Letztere vergossen zu Portishead ihre stillen Tränen, angerührt von Frontfrau Beth Gibbons, deren legendäre Zurückhaltung Zuschreibungen von enigmatisch bis depressiv nach sich zog. Auch auf „Lives Outgrown“ setzt sich Gibbons mit Themen wie Älterwerden und Verlusten auseinander. Anders als bei Portishead ist ihr Solosound folkiger: Laute, Mellotron und Flöten sorgen für leiernde Schwermut, deren Ausufern von ziseliertem Schlagwerk verhindert wird. Zehn Jahre hat Gibbons zusammen mit Talk-Talk-Drummer Lee Harris an den Arrangements gearbeitet, für die auch Pappkartons, mit Erbsen gefüllte Dosen und andere
Alltagsgegenstände herhalten mussten. Gibbons wollte weg von den Breakbeats, hin zu einer Präsenz, die nicht überladen klingen sollte. Entgegen der weitverbreiteten Ansicht klingt die Britin oft selbstbewusst und kämpferisch. Das war schon immer ihre Stärke: auf leise Art intensiv zu sein. Und auch wenn sie Ohnmacht und Verzweiflung thematisiert, ist „Lives Outgrown“ keine leidvolle Platte, vielerorts schimmern Zuversicht, Versöhnung und Mut durch. Beth Gibbons zeigt die Aussöhnung mit dem Leben, das Leiden heißt. Zeitlos und wunderbar! Verena Reygers
Charli XCX
„brat“
( Atlantic Records )
Ein giftgrünes Cover, eine simple Schrift: „brat“. Pünktlich zum Release ihres sechsten Albums verwandelten sich alle Albencover von Charli XCX auf Spotify in einfarbige Kach…