© ARD; „Die Zweiflers“ – neue sechsteilige ARD-Dramedy V.l.n.r.: Deleila Piasko, Mark Ivanir, Eleanor Reissa, Sunnyi Melles, Aaron Altaras, Mike Burstyn, Leo Altaras, Saffron Marni Coomber

Noch eine Portion Bagel, saure Gurken und Hering. Viele Speisen der aschkenasisch-jüdischen Deli-Kultur flirren im schnellen Schnitt durch den Vorspann von „Die Zweiflers“. Frisch serviert nicht in New York, sondern im Frankfurter Bahnhofsviertel. Dort befindet sich das Deli einer dysfunktionalen jüdischen Familie made in Germany – hier mit einer Extraprise transgenerationalem Trauma. 

Der älteste Sohn der Familie Zweifler, Samuel, lebt in Berlin, wo er im Musikbusiness arbeitet. Tochter Dana kehrt frisch geschieden aus Tel Aviv zurück und will das Familienrestaurant übernehmen, scheitert jedoch am Großvater, der dort lieber Samuel sehen möchte. Währenddessen müssen die Eltern eine

Ehekrise meistern und der jüngste Sohn Leon will sich als jüdischer Künstler im antisemitischen Kulturbetrieb durchschlagen. Und dann sind da noch die Großeltern, geplagt von Geistern der Shoah und einer Nachkriegsvergangenheit im Frankfurter Rotlichtmilieu, die sie wieder einholt. Als Samuel sich in die nicht-jüdische Köchin Saba verliebt, die schon bald schwanger wird, stellt sich die Frage: Soll das gemeinsame Kind beschnitten werden oder nicht? 

Schon vor Ausstrahlung in der ARD-Mediathek wurde die Miniserie mit drei Serien-Preisen beim Filmfestival in Cannes ausgezeichnet. Zu Recht, denn: Während Jüdinnen*Juden im deutschen Film und Fernsehen oft ohne Handlungsmacht gezeigt werden, entzieht sich die Serie dieser Darstellung. Trotzdem klammert sie die schmerzhafte Geschichte der Shoah nicht krampfhaft aus, nur um bloß nicht im deutschen Gedächtnistheater aufzutreten. „Die Zweiflers“ führt uns sowohl zwischen blinkende Reklamen unter Wolkenkratzern und in den Backstage von Berliner Clubs al…