© Stella Richter

Wenig war per se besser oder schlechter, als ich noch ein Teenie war. Wenn ich an Beauty-Produkte der Nullerjahre denke, war es aber übersichtlicher. Man dieselte sich mit Vanilla Kisses ein, ging ab und zu ins Soli, rasierte sich die seltsamsten Stellen wund und packte sich alle paar Tage eine Handvoll Nivea-Creme ins Gesicht. Unsere Hauptgegner hießen Pickel und Käsehaut. Jetzt, zwanzig Jahre später, geht es überall  vor allem um eines: Anti-Aging – auch bei Minderjährigen! Dafür braucht man Cremes, Tropfen, Säuren, Roller, Lichter, Masken, Pads, Tücher and much, much more.

Die Einstiegsdroge ist Sonnencreme, aber das ist nur ein Step einer viel-steppigen „Skincare“-Routine. Seit Jahren wird man auf den Sozialen Kanälen damit vollgeballert, auch von Menschen, von denen man nicht erwartet hat, dass sie auf diesen Unsinn reinfallen – Feminist*innen z. B. Wobei die Gegenwehr gegenüber dem Beauty-Wahnsinn und seinen größtenteils sinnlosen bis gefährlichen Produkten – also

quasi alle bis auf Sonnenschutz – früher generell mal größer gewesen ist.

Die Industrie wird schlauer. Sie denkt sich immer wieder neue Verpackungen, Labels, Wirkstoffe, Hauttypen und Hautprobleme aus und schafft es so, Wissenschaftlichkeit vorzugaukeln, wie z. B. auch die kritische Beauty-Autorin Jessica DeFino immer wieder in ihren Artikeln darlegt. Der größte Gewinn – finanziell und ideologisch – kommt wohl durch den Turn weg von Models zu Personalitys, die heute vor allem auf den Socials für Kosmetik werben. Konnte man früher noch kritisieren, dass krude Redaktionen von der noch kruderen Kosmetiklobby bestochen wurden, um Anzeigen mit retuschierten Gesichtern zu drucken, lässt man sich jetzt gern von sogenannten echten Menschen verarschen. Entweder von unseren Stars, wie Rihanna oder Selena Gomez, oder von Influencer*innen, die so tun, als wären sie unsere Freund*innen. Und Freund*innen lügen uns natürlich nicht an, auch nicht wenn sie fünf Filter auf dem Gesicht haben.

Dank dieser pa…