Isabel Waidner blickt in die Kamera. Im Hintergrund ist eine weiße Bretterwand zu sehen.
© Robin Silas Christian

Es ist schwer, die Handlung dieses einfallsreichen und surrealen Buches schlüssig wiederzugeben. Sterling ist Mitte dreißig, nicht-binär und lebt in London. Die*r  Protagonist*in von Isabel Waidners nun ins Deutsche übersetztem Roman „Vielleicht ging es immer darum, dass wir Feuer spucken“ ringt darum, frei existieren und ein Leben ohne Diskriminierung führen zu können. Das ist aber nicht möglich in einer Welt, die ablehnt, was aus der vermeintlichen Norm fällt. Gleich zu Beginn wird Sterling von Matadoren in einen Stierkampf getrieben, in der Rolle des Stieres, und es geht um Leben und Tod. Genau, ein

Stierkampf auf Londons Straßen. Bei Waidner ist alles möglich. Das Surreale wird genutzt, um die Ereignisse zuzuspitzen, wodurch die Realität der Gewaltverhältnisse, denen Sterling ausgesetzt ist, umso schärfer sichtbar wird. Ganz gegaslighted fragt Sterling sich gar, ob dey die Gewalt provoziert habe. Und schließlich klagen die Matadore demm der Körperverletzung an, denn Sterling hat sich gewehrt. Sterling wird verhaftet, absurde Anklagepunkte werden erhoben – Kafka lässt grüßen. Waidner, wie deren Figuren nicht-binär und in London lebend, bricht in diesem dritten, preisgekrönten Roman die Strukturen konventionellen Erzählens radikal auf. 

Raumschiffe ermöglichen Zeitreisen; ein Gerichtsprozess gestaltet sich als Performance nach einem Höllenbild von Hieronymus Bosch; Sterlings Vater heißt Franz Beckenbauer und war schwul. Waidners unwiderstehlicher Witz, der sich aus der Konfrontation der Zumutungen mit der Absurdität fantastischer Geschehnisse speist, ist sehr originell. Dabei verbindet Waid…