Hi! 

Ich hoffe, du bist gut durch die letzten beiden Monate gekommen. Uns stecken die Ergebnisse der Europawahl ziemlich in den Knochen, auch wenn wir bei Missy, als linke Aktivist*innen, Feminist*innen, als queere oder migrantisierte Personen, natürlich schon lange wissen, dass wir inmitten eines Rechtsrucks stecken. Nicht zuletzt, weil uns dieser Hass als Journalist*innen sehr unvermittelt entgegenschlägt. Das Sylt-Video, mit der Poloshirt-Hitlergruß-Kombi, war leider das passende Warm-up zu den Ergebnissen der Wahl. Aber wisst ihr, was Rechte richtig scheiße finden: unabhängige Medien! Nicht erst seit unserer krassen Krise im letzten Jahr denke ich darüber nach, wie wir als Verlag vermitteln können, was es bedeutet, unabhängig zu sein, und warum diese Unabhängigkeit einen hohen Wert hat. Die Erwartungen an kleine Verlage wie uns sind in den letzten Jahren beständig gewachsen: Wir sollen alle Themen abdecken, die unseren Leser*innen wichtig sind. Wir sollen unsere Inhalte snackable online kostenlos in kurzen Videos zur Verfügung stellen, damit man sich auch total erschöpft abends auf dem Sofa noch feministisch betätigen kann, indem man sich Reels reinzieht. Und wir müssen natürlich auch einen exzellenten Kund*innen-Service bieten. Dieser hohe Anspruch unserer Community steht im Konflikt mit der Idee, dass linke Zusammenhänge bewusst auf aufgeblasene Strukturen verzichten, um die Kosten gering zu halten, damit der Preis für die Verbraucher*innen günstig und solidarisch bleibt. Die Unabhängigkeit unseres Verlags ist unser höchstes Gut. Nur so sind wir in der Lage, uns auf die Themen zu fokussieren, die uns wichtig sind, und unseren Arbeitsplatz als einzigartigen feministischen Ort zu gestalten. Gleichzeitig macht uns die Unabhängigkeit abhängig von euch, unseren Leser*innen – das ist eine wichtige Beziehung, die auf allen Seiten Verantwortung mit sich bringt und gestaltet werden muss. Denn wenn wir euch nicht gut vermitteln können, warum es wichtig ist, unabhängige und feministische Medien zu unterstützen, dann gibt es das Missy Magazine nicht mehr. Das Besondere an der Mitarbeit in einem politischen Unternehmen ist eben: Wir produzieren nicht nur ein tolles Produkt, wir haben auch einen gesellschaftlichen Auftrag. Wenn es dann mal nicht gut läuft (bspw. wie im letzten Jahr durch die Inflation oder starke Veränderungen in der Mediennutzung), dann wird es für unser Unternehmen sofort existenziell bedrohlich und betrifft uns auch als Aktivist*innen. Wir arbeiten im Moment deshalb alle daran, eine Strategie zu entwickeln, wie wir Missy, vor allem in diesen düsteren Zeiten, weiter absichern und auf eine stabile Basis stellen können. Dein Abo zählt, da kannst du dir sicher sein!

PS: Wenn du Fragen zu Missy hast, let me know! Dann schreibe ich vielleicht eine Kolumne darüber. Bis dahin,

xoxo Ulla

Wenn ihr Feedback oder Fragen habt, meldet euch gern hier: mehr@missy-mag.de (aber gebt mir Zeit mit dem Antworten, ich habe viel zu tun). 

Dieser Text erschien zuerst in Missy 04/24.