Müsste man Cemile Sahins Arbeit mit einem Wort beschreiben, dann vielleicht mit „Bewegung“. In ihrer bildenden Kunst druckt sie Collagen auf Autofolie, setzt Flugzeug-Notrutschen in Installationen. In ihren Büchern springt sie schnell von Szenerie zu Szenerie, von Figur zu Figur. Geboren wurde Sahin 1990 in Wiesbaden, mit 16 Jahren zog sie allein nach London. Studierte Kunst, dort und in Berlin, wo sie bis heute lebt. Sie ist viel unterwegs, fährt gern Auto. 

Doch die Bewegungen, die sie darstellt, sind zumeist keine freiwilligen. Immer wieder geht es um Flucht, Exil, Kurdistan. Um die Macht von Bildern und Erinnerungen, in Bild, Ton, Schrift. All ihre Kunstformen ergänzen sich, kulminieren oft im Film. Warum? „Es ist das Medium, das mich am meisten berührt. Nichts

ist so nah am Leben dran“, erzählt sie im Gespräch mit Missy. Früh bekam sie eine Kamera, wuchs auf mit MTV-Musikvideos und Blockbustern. Das sieht man, aber man liest es auch. Z. B. in ihrem dritten Roman „KOMMANDO AJAX“, der nun erschienen ist.

Rot gerahmte Bilder mit Text unterbrechen den gesetzten Roman: Rembrandt-Gemälde, körnige Drohnenfotos, satte Farben. Auf einem knallblauen Himmel stehen die Namen der Figuren, der Mitglieder der Familie Korkmaz. Bis sie anfängt, deren Geschichte aufzuschreiben, vergehen Jahre bei Sahin, die ihren Schreibprozess wie folgt schildert: „Eine Szene setzt sich in meinem Kopf fest, mit all ihren Charakteren. Ich spule sie dann immer wieder ab, wie einen Film. Und wenn alles von Anfang bis Ende in mir existiert, dann fange ich an zu schreiben, von Montag bis Sonntag, wie ein maniac.“

Man verschlingt ihre Bücher wie eine Serie, wie „Ocean’s Eleven“ oder die „Batman“-Filme von Christopher Nolan. Sahin liebt sie, schaut sie jährlich. „Seit ich …