Das Buchcover vom Buch "Sonne in Scherben" von Jayrôme C. Robinet.
© Stefanie Kulisch

Von der ersten Sekunde an liegt ein Lachen in Jayrôme C. Robinets Stimme. Wir sind zu einem Spaziergang durch die Berliner Hasenheide verabredet, um über seinen Debütroman zu sprechen. Sanft dirigiert er mit kleinen Gesten und Einwürfen unseren Weg durch den Park und erzählt, dass ihm die Geschichte seines Debüts schon seit 16 Jahren durch den Kopf geht. Doch die Zeit war damals noch nicht reif für ein so tragisches, so leidvolles Buch über eine trans Person, sagt der aus dem französisch-belgischen Grenzgebiet stammende Schriftsteller und Übersetzer. Bis jetzt. 

Nun können wir sie lesen, die Geschichte von Enzo Ricci, dem ersten schwangeren trans Mann, von dem die Öffentlichkeit in „Sonne in Scherben“ erfährt. Der Protagonist von Robinets Roman lebt in Frankreich und ist Filialleiter eines Scherzartikelgeschäfts. Mal lustig, mal poetisch werden die Scherzartikel aus

Riccis Laden immer wieder mit der Story verwebt. Enzo trinkt z. B. aus einem Glas, das aussehen soll, als hätte es ein Einschussloch, während seine Mutter im Gespräch auf seinen toten Bruder kommt. Immer wieder wird so Albernes mit Traurigem verknüpft.

Warum er dieses Buch geschrieben hat, frage ich Robinet. „Warum nicht“, antwortet er charmant. Selbst wenn es ernst wird, bleibt ein humorvolles Funkeln in Robinets Augen bestehen. Mit dem Roman sei er, fügt er hinzu, vor allem der Frage nachgegangen, wie die Medien einem Menschen das Leben so zur Hölle machen können, dass er zu einer grausamen Tat getrieben wird, die ihm unter anderen Umständen undenkbar erscheint. Inspiriert wurde er zu Riccis Geschichte von dem tatsächlichen Fall des Haitianers Thomas Beatie. Dieser wurde 2008 als erster medial bekannter schwangerer Mann weltberühmt und voyeuristisch der Öffentlichkeit preisgegeben. Auch Ricci und seine Frau sind dem öffentlichen Diskurs im Roman ausgeliefert. Arbeitskolleg*innen, Vorgesetzte, Nachb…