Hair Politics
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Dass Haare politisch sind, gehört mittlerweile zum Standardwissen. Bereits 2012 veröffentlichte Missy ein Dossier zu „haarigen Angelegenheiten“ und den feministischen Dimensionen von (Körper-)Haar. Nun hat das Interesse für das Thema auch seinen Weg ins Museum gefunden – via der künstlerischen Auseinandersetzung mit diesem kuriosen menschlichen Körperbestandteil, der „zugleich tot (in der Strähne) und lebendig (in der Wurzel)“ ist, wie es im Ausstellungskatalog zur Schau „Grow It, Show It!
Haare im Blick von Diane Arbus bis TikTok“ heißt.
Dabei ist der Untertitel, zumindest in zeitlicher Hinsicht, angenehm irreführend. Denn die durch Fotos und Videos geleistete Bearbeitung des Themas fängt im Museum Folkwang nicht erst Mitte des 20. Jahrhunderts an, sondern bereits 1845 mit ersten sozialdokumentarischen Fotografien aus der Sammlung der schottischen Pioniere des Mediums, David O. Hill und Robert Adamson. Doch da ein an Chronologien oder inhaltlichen bzw. ästhetischen Kategorien ausgerichteter Versuch der Vollständigkeit bei der schieren Fülle des Materials von vornherein zum Scheitern verurteilt wäre, gehen die Kurator*innen Miriam Bettin und Thomas Seelig ihre Zusammenstellung bewusst fragmentarisch und assoziativ als „non-lineares, rhizomartiges Geflecht“ an – ganz ähnlich, wie Haare ja auch auf unseren Köpfen wuchern.
Auch andere Medien wie (Mode-)Zeitschriften, Performances oder Tutorials finden Eingang in die Schau, in deren Eingangsbereich Leyla Yenirce als Re…