© Márton Csutorás

Ich habe lange mit der Familienplanung gewartet, denn berufliche Perspektiven und Lebenserfahrung waren mir wichtig. Mit 36 hatte ich zum ersten Mal einen Kinderwunsch. Doch die Idee verflog, der Partner auch. Jahre später wollte ich es erneut versuchen. Ich fand eine Klinik in Berlin, die Solo-Frauen behandelt – 2014 die einzige in Deutschland. Es war ein befreiendes Gefühl, ohne den heteronormativen Druck ein Kind zu zeugen. Zeugung und Sex zu trennen fand ich toll. 

Nach der Geburt hatte ich viel Unterstützung durch eine Mütterpflegerin und eine Hebamme, die auch alleinerziehend war. Doch nachdem das anfängliche Hoch durch Hormone und das Umfeld nachließ, wurde es stiller um uns. Ich ging von Babykurs zu Babykurs und freute mich über jeden persönlichen

Kontakt. Mit einer Freundin, ebenfalls eine Solo-Mutter, begann ich, mich regelmäßig auszutauschen. Ich suchte und fand noch weitere Alleinerziehende und Solo-Moms, vor allem in Facebook-Gruppen. Langsam bildeten sich Netzwerke. Wir treffen uns regelmäßig und organisieren uns in WhatsApp-Gruppen – manche sind speziell für alleinstehende Frauen mit Kinderwunsch. 2021 bekam ich ein zweites Kind. Mittlerweile hat sich einiges getan: Es gibt z. B. Kinderwunschberatungen spezifisch für Alleinstehende, Solo-Mütter-WGs und als wichtige Anlaufstelle den Verein Solomütter Deutschland e. V. Trotzdem wird unsere Familienform oft nicht berücksichtigt, und es gibt viele strukturelle Herausforderungen: Kitas erwarten meist gleiches Engagement von Ein-Eltern-Familien wie von Zwei-Eltern-Familien; bei Reisen muss man oft die Solo-Mutterschaft nachweisen; bei Ämtern und Anträgen sogar die Unterlagen der Kinderwunschklinik abliefern. Außerdem haben Solo-Mütter keinen Anspruch auf Unterhalt bzw. eine vergleichbare Ersatzleistun…