Vom Trust Fund des reichen Daddy zu leben ist so 2023: Modisch wurde das letzte Jahr vom Microtrend Quiet Luxury beherrscht. Betuchte Serienfiguren wie Blair Waldorf aus „Gossip Girl“ oder Kendall Roy aus „Succession“ machten vor, wie die oberen Zehntausend sich angeblich wirklich anziehen: gebügelte Blusen und Kaschmirpullover, gedeckte Farben, keine erkennbaren Markenlogos.
Auf Social Media wurden die diskreten Codes des alten Geldes knallhart durchanalysiert und anschließend skrupellos imitiert. Es folgten Special-Interest-Unterkategorien wie European Summer (weiße Kleidchen und Korbtaschen) oder Coastal Grandmother (alles aus Leinen plus Sonnenhut). Bald warben sogar Ultra-Fast-Fashion-Brands mit Hashtags wie Stealth Wealth oder Old Money und versprachen den Look der Ultrareichen auch für schmales Geld – womit er endgültig zur Möchtegern-
Kostümierung wurde.
Ein Microtrend unterscheidet sich von einem herkömmlichen Trend zum einen durch die zeitliche Dauer (Microtrends sind kürzer), zum anderen durch die flächenmäßige Ausdehnung (Microtrends betreffen nicht die gesamte Gesellschaft, sondern nur einen Teil). Von seinem ersten Auftauchen im Frühjahr bis zum vorläufigen Abflauen im Herbst hielt Quiet Luxury die Modewelt immerhin gut ein halbes Jahr lang in Atem und zählt damit schon zu den größeren und einflussreicheren Microtrends.
Als wesentlich kurzlebiger erwiesen sich 2024 bereits die Mob Wife Aesthetic, ein von den Mafiaboss-Ehefrauen aus Neunzigerjahre-Filmen inspirierter, leicht trashiger Style (hochgepushte Brüste und Leopardenfellmäntel) sowie der von Beyoncés neuem Album ausgelöste Hype um Cowboy Core (selbsterklärend). Es folgten der Coquette Style (Schleife im Haar), zur EM der Blokette Style (Schleife im Haar plus Fußballtrikot) und schließlich die Office Siren, die heiße Lohnarbeiterin, die nicht nur Penci…