Awkward Abschied nach dem One Night Stand
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Ist es wirklich zu viel verlangt, einen Abschiedskuss und ein aufrichtiges „Danke für den schönen Abend“ nach einem One Night Stand für angebracht zu halten, nachdem man vor zwanzig Minuten noch das Sperma einer Person (unbeabsichtigt) in den Nasenlöchern hatte? Viele kennen diese sich postkoital anschleichende Stille, die sich absehbar in ein „Okay … ich denke, ich geh dann mal“ wandelt. Man begibt sich aus dem wirbelnden Nebel der letzten Nacht in die grelle Realität und konfrontiert den Endgegner eines jeden sexuellen Fiebertraums: den Türrahmen.
Plötzlich fallen leblose Floskeln, obwohl man seit dem Kennenlernen am Abend davor noch keine
Sekunde in abgedroschenen Phrasen kommuniziert hat: „Na ja gut, ich wünsche dir eine schöne Zeit auf deiner Reise“, „viel Glück mit deinem Projekt da“, „gehe auf jeden Fall heute noch mal in die Sonne“ (Hä?!). Wir haben uns die ganze Nacht gegenseitig Flüssigkeiten aus den Körperöffnungen rausgesaugt und sind eben noch umschlungen ineinander gelegen, nachdem ich dir dein schwitzendes Arschloch geleckt habe. WARUM REDEST DU AUF EINMAL SO MIT MIR, als müsstest du überbrückenden Smalltalk mit deiner Nachbarin im Aufzug führen, die sich schon öfter bei der Hausverwaltung über dich beschwert hat, weil du Pappkartons vor der Entsorgung nicht korrekt zerkleinerst?!
Es ist erstaunlich, wie sich der Ton ändert, sobald der Türrahmen ins Sichtfeld rückt und einem plötzlich kein Interesse mehr von einem hetero cis-endo Mann entgegengebracht wird. Und mit Interesse meine ich nicht: sich näher kennenlernen oder wiedersehen. Ich meine einfach nur ein Minimum an Respekt und Anerkennung. Aber ich gl…