Die Misogynie des Eisenmangels
Von
Ich schleppe mich die Treppe in den dritten Stock zu meiner Arztpraxis hoch und schnaufe wie nach einem Marathon. Ich schäme mich dafür und warte ein paar Minuten vor der Tür, bis ich das Gefühl habe, wieder sprechen zu können.
Die Ursache für mein schweres Atmen ist eine Eisenmangelanämie – für viele Menschen, die menstruieren bzw. die regelmäßig Blut verlieren, ist das mehr als nur ein medizinischer Fachbegriff. Es ist ein Problem, das still und oft unbemerkt das Leben beeinflusst, bis der Körper ohne das wichtige Element irgendwann streikt. Bei mir sind es Myome, die eine starke Menstruationsblutung verursachen,
wodurch ich Eisen verliere.
Doch das ist nicht nur mein persönliches Problem: Etwa zwei Milliarden Menschen sind laut einer Studie, die 2022 in der medizinischen Fachzeitschrift „Lancet Haematology“ erschienen ist, von einem Eisenmangel betroffen. Der Mangel an Eisen im Körper schränkt Betroffene teilweise so stark ein, dass in verschiedenen wissenschaftlichen Studien von einer Behinderung gesprochen wird. Und: Es ist eine Krankheit, die am häufigsten Frauen betrifft. Eine Studie von 2021, die den sexistischen Charakter der Krankheit untersucht, trägt sogar den Titel „The Misogny Of Iron Deficiency“, also „Die Misogynie einer Eisenmangelerkrankung“. Die Wissenschaftler*innen bemängeln darin, dass Eisenmangel bei Frauen häufig nicht ernst genommen und daher weder routinemäßig untersucht noch effizient behandelt werde.
Auch ich kenne das: Meine Diagnose war langwierig und von effizienten Behandlungen erfahre ich nur zufällig. Ich bin froh, dass ich wenigstens weiß, woher mein…