Drogensüchtige Frauen im Film
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Gerade war es noch lustig. Rona (Saoirse Ronan) hat in einem Londoner Club ausgelassen gefeiert, getanzt, gelacht. Aber plötzlich schlägt die Stimmung um. Es ist buchstäblich der Tropfen – ein Shot Schnaps –, der das Fass zum Überlaufen bringt. Rona wird aggressiv, verliert die Kontrolle. Es ist nicht ihr erster Absturz, und es wird nicht ihr letzter sein. In „The Outrun“ von Regisseurin Nora Fingscheidt („Systemsprenger“) spielt die irisch-US-amerikanische Schauspielerin eine Alkoholikerin; der Film basiert auf der gleichnamigen Autobiografie von Amy Liptrot.
Im Mittelpunkt des Spielfilmdebüts „Vena“ der Regisseurin Chiara Fleischhacker wiederum steht mit Jenny (Emma Nova) eine von Crystal Meth abhängige Frau, die schwanger ist und ins Gefängnis muss. Fleischhacker, selbst Mutter einer Tochter, beschäftigt sich schon lange mit dem Justizvollzugssystem
und hat vor dem Dreh zu „Vena“ Gespräche mit drogenabhängigen Müttern geführt.
Obwohl „The Outrun“ und „Vena“ inhaltlich, narrativ und ästhetisch völlig unterschiedliche Filme sind, teilen sie das in der Filmgeschichte seltene Sujet der suchtkranken Frau. In den Klassikern des Genres stehen fast ausnahmslos Männer im Mittelpunkt. Denn in den sogenannten Antidrogenfilmen – wie bei Kriegs- und Antikriegsfilmen scheiden sich die Geister, was noch abschreckend oder schon glorifizierend wirkt – trinkt sich Nicolas Cage in „Leaving Las Vegas“ (1995) zu Tode, der junge Leonardo DiCaprio besiegt in „Jim Carroll“ (1995) seine Heroinsucht, zuletzt schilderten Mads Mikkelsen und sein Freundeskreis in „Der Rausch“ (2020) die Gefahren von Alkohol. Abe…