© James Allenspach/Flickr

Von Linus Misera

Godzilla gilt im westlichen Popkulturbewusstsein meist als Zerstörer. Unter den schweren Füßen und im nuklearen Atem der Echse vergehen Städte, Infrastruktur und feindliche Riesenkreaturen – im US-amerikanischen Kino oft verbunden mit einem alphamännlichen Kampf um globale Dominanz. Dabei übersieht man leicht die geschlechtliche Ambivalenz, die dem König der Monster oft anhaftet. Denn gerade Godzillas Gender ist lange nicht so eindeutig, wie man vielleicht annehmen könnte. 

Im japanischen Original trägt die Kreatur ein neutrales Pronomen, verfügt über einen rundlichen Körper mit breiten Hüften und ist alleinerziehender Elternteil eines adoptierten Kindes. Gelegentlich ist sogar

asexuelle Reproduktion möglich, meistens steht der Nachwuchs aber in keinem biologischen Verwandtschaftsverhältnis zu Godzilla. Mehrfach tauchen Varianten eines saurierhaften Findelkinds auf – zuerst Minilla, später Godzilla Junior –, das von Godzilla in allen Fragen des Riesenmonsterdaseins unterwiesen wird. In dieser Rolle erst manifestiert sich Gender, indem Godzilla explizit Begriffe von Vaterschaft zugeschrieben werden. Das markiert eine Vermenschlichung und weist zugleich auf eine Positionsverschiebung zwischen Mensch und Monster hin: Während Godzilla im ersten Film 1954 noch als Mischung aus Naturkatastrophe und manifestem Kriegstrauma über Tokio hereinbricht, scheint es spätestens beim ersten Auftritt Minillas 1967 möglich, im radioaktiven Koloss auch einen Beschützer zu sehen. Viel davon hängt mit der stärkeren Ausrichtung der Filme auf eine kindliche Zielgruppe zusammen. Das allein erklärt aber noch nicht, warum von der titanischen Gottheit eine gewisse mütterliche Geborgenheit ausgeht.

In Go…