Location Sharing: Fürsorge oder Überwachung?
Von
Von Marit Blosse
Ich weiß, was du gestern Abend getan hast, aber süß gemeint statt creepy: Wahre Freund*innenschaft ist, wenn man sich gegenseitig jederzeit schamlos stalken könnte. Während digitales Location Sharing für meine amerikanischen Freund*innen ganz normal ist, ernte ich in Deutschland oft irritierte Blicke, wenn ich erwähne, dass ich sehen kann, wo meine engsten Leute sind.
Apps wie „Find My“ (Apple) waren vielleicht ursprünglich nicht als Social Media gedacht, doch für viele Nutzer*innen sind sie genau das geworden: Manchmal checke ich mehrmals am Tag, wo meine
Freund*innen sich gerade herumtreiben. Das ist nicht nur praktisch für spontane Verabredungen, es sorgt auch für ein Gefühl von Nähe – und Sicherheit. Besonders nachts, wenn meine Freund*innen allein unterwegs sind, beruhigt es mich, ihren Standort im Blick zu behalten. So kann ich sicherstellen, dass sie gut ankommen, und im Notfall schneller Hilfe organisieren. Wenn ich sehe, dass ihre kleinen Location-Punkte sicher in ihren Wohnungen angezeigt werden, schlafe ich besser. Auch auf Reisen oder Großveranstaltungen ist die App hilfreich, um sich wiederzufinden.
Dennoch gibt es auch berechtigte Bedenken: Eine Freundin von mir verzichtet auf das Teilen, aus Angst, sich ausgeschlossen zu fühlen, wenn ich ohne sie unterwegs bin. Datenschutz ist ebenfalls ein Thema: Wer hat Zugang zu den geteilten Standorten? Als einer anderen Freundin kürzlich das Handy gestohlen wurde, fühlte es sich unangenehm an, dass ein*e Unbekannte*r plötzlich Zugriff auf meinen Standort hatte – auch wenn man die Funktion schnell de…