Mangelnde Hilfesysteme bei häuslicher Gewalt
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Von Lea De Gregorio und Antonia Groß
Sechs Häuser haben sie schon abgelehnt, nirgends ist Platz. Dann hat Farah* die Mitarbeitenden der Notrufstelle angefleht. Das siebte Telefonat ist für sie wie eine letzte Chance. „Ich muss jetzt wirklich hier weg“, habe Farah zu der Stimme am anderen Ende der Leitung gesagt. „Wegen meiner Kinder. Und wegen mir.“ Bei diesem siebten Anlauf wird Farah in einer Schutzeinrichtung für gewaltbetroffene Menschen aufgenommen.
Davon erzählt Farah ein knappes Jahr später in einem Frauenhaus in einer hessischen Kleinstadt. Das Haus wirkt wie eines der vielen Einfamilienhäuser, die sich links und rechts an der kopfsteingepflasterten Straße aufreihen. Manche Fassaden sind verputzt, bei anderen Häusern liegt das Fachwerk frei. Kübel mit Geranien stehen am Ufer eines kleinen Baches. Wer nicht weiß, was sich hinter dem schweren Hoftor verbirgt, wird das Frauenhaus nicht als solches erkennen.
Mit ihrer mühsamen Suche nach einem Platz in einem Frauenhaus ist Farah nicht allein. Anfang 2023 hat die Rechercheplattform „Correctiv“ dargestellt, wie groß der Mangel an Plätzen in Schutzeinrichtungen
ist: Bundesweit fehlen Tausende Zimmer. Wird ein Zimmer frei, bleibe es oft nur für wenige Stunden leer. „Vergangenes Jahr meldeten die ausgewerteten Frauenhäuser im Durchschnitt an 303 Tagen, dass keine Aufnahme möglich war“, heißt es in dem Correctiv-Bericht. Zugleich steigt der Bedarf seit Jahren. 2023 sind die Fälle von sogenannter häuslicher Gewalt in der Bundesrepublik laut Bundeskriminalamt wieder einmal gestiegen: um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zwei Drittel der 256.276 Fälle werden in der Statistik als Partnerschaftsgewalt erfasst. Das sind knapp doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Die Dunkelziffer sei deutlich höher. Was mit Gewaltbetroffenen passiert, die in Schutzeinrichtungen keinen Platz bekommen, wird nicht erfasst.
Der Verein Frauenhauskoordinierung e. V. vernetzt Schutzeinrichtungen und unterstützt ihre Arbeit politisch. Elisabeth Oberthür ist die Pressereferentin des Vereins. Sie beschäftigt der Platzmangel seit Jahren. Bei einem Zoom-Gespräch erklärt sie: „Manchmal …