Die linke Autorin Naomi Klein wird von der Öffentlichkeit häufig mit Naomi Wolf verwechselt. Letztere ist wie sie Autorin und Jüdin – aber auch rechte Verschwörungstheoretikerin.
Anfangs war es noch lustig. In einer öffentlichen Toilette in Manhattan hört Naomi Klein zum ersten Mal, wie zwei Frauen sie mit „der Anderen Naomi“ verwechseln. Sie lästern über etwas, das Klein angeblich über die Occupy-Wall-Street-Bewegung gesagt haben soll. Nur hat sie das gar nicht getan, sondern Naomi Wolf. Es ist eine Szene aus Kleins neuem Buch „Doppelgänger“.
Naomi Klein wurde in den frühen 2000ern mit dem Sachbuch „No Logo“ zum Star der globalisierungskritischen Linken. Naomi Wolf wiederum veröffentlichte 1990 „Der Mythos Schönheit“, ein feministischer Klassiker über den Backlash des Patriarchats gegen die Errungenschaften des
Feminismus. Beide Naomis sind jüdische Autorinnen aus Nordamerika, beide haben schulterlanges hellbraunes Haar. Doch da enden die Gemeinsamkeiten. Während die kanadische Journalistin und Aktivistin Klein akribisch recherchierte Reportagen und Bücher zur Klimakrise und Macht von Konzernen schreibt, driftet die liberale US-Feministin und einstige demokratische Ikone Wolf nach rechts in eine Onlineschattenwelt. Die Veröffentlichung ihrer Dissertation über die Kriminalisierung von Homosexualität wird 2019 wegen faktischer Fehler vom Verlag eingestampft. Dann kommt die Pandemie – und Wolf fällt in einen Whirlpool der Verschwörungstheorien.
Sie twittert von Nanopartikeln in Impfstoffen und fordert, die Exkremente von Geimpften müssten in ein eigenes Abwassersystem geleitet werden. Die Pläne zur Einführung von Impf-Apps bezeichnet sie als „das gefährlichste Werkzeug, das die Menschheit je gesehen hat“. Kurz: Wolf wird zur fanatischen Verschwörungstheoretikerin. Diese Entwicklung und ihre Reaktion dara…