Wie überleben queere Räume in Zeiten von Anfeindungen und Fördermittelkürzungen? In Ostdeutschland hat der Kampf gegen Rechtsextremismus Tradition. Ein Gespräch mit Aktivist*innen über Strategien und Motivation.
Als dieses Jahr die CSDs in Sachsen stattfanden, erwarteten die Organisator*innen bereits die Anmeldungen der Gegenproteste. Man ging davon aus, dass wie jedes Jahr ein paar ältere Mitglieder der rechtsextremen Partei „Freie Sachsen“ am Rand stehen und versuchen würden, den Protest zu stören.
Das sah 2024 allerdings anders aus. Die Leute, die sich mobilisiert haben, sind jünger und gewaltbereiter. Die Videos der Gegenproteste fluteten Social Media: Buttersäureangriff in Döbeln, rechtsextreme Parolen und Hitlergrüße in Görlitz, White-Power-Handzeichen in Leipzig. „Nazi-Kiez“ oder „Ost-Ost-Ostdeutschland“ wird von jungen Neonazis in Richtung der CDSs gebrüllt. Damit wird klar
statuiert, wer laut ihnen dazugehört – und wer nicht.
„Wenn man schon länger engagiert ist, kennt man das“, sagt Tony etwas abgestumpft. Er ist 18 Jahre alt und hat den CSD in Bautzen mitorganisiert. Am Rande der Veranstaltung wurden Regenbogenflaggen angezündet, aber Tony hat sich trotzdem sicher gefühlt. Der komplette Demozug wurde von der Polizei begleitet. Dieser Schutz sei im Alltag aber nicht immer da und konnte ebenso wenig verhindern, dass ein rechtes Medienkollektiv in den Tagen darauf Bilder von Queers mit Klarnamen postete, erzählt Tony: „Es gibt drei Punkte, an denen man hier tagsüber vorbeiläuft, und dann kennen die dein Gesicht, deinen Namen, man wird angepöbelt. Das verschwindet auch mit der Zeit nicht. Man wird in dieser Stadt nicht vergessen.“
Dass sich in Ostdeutschland etwas verändert hat und die Stimmung rauer geworden ist, davon erzählen Aktivist*innen schon seit Jahren. Im Herbst dieses Jahres wurde der Beleg dafür nachgeliefert: In Thüringen gewinnt die AfD …