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Lost Sheroes
Im Cosmo-Podcast „Lost Sheroes“ blickt Schauspielerin Milena Straube auf vergessene und übersehene Heldinnen aus der Geschichte – aus den Bereichen Technik, Literatur, Sport, Religion oder einfach mit besonderen Leben. Detaillierte Recherche und informative Interviews mit Expert*innen gehen dabei Hand in Hand mit unterhaltsamen Elementen wie fiktiven Sprachnachrichten oder in Szene gesetzten historischen Momenten. Es gibt viele spannende Persönlichkeiten zu entdecken: Die chinesische Piratin Zheng Shi, die Erfinderinnen des ersten Computers – die ENIAC-Frauen –, queere Protagonist*innen des 18. Jahrhunderts wie Anne Lister mit Special Guest Angela Steidele oder die Rom*nja-Lyrikerin Papusza.

Milena Straube zeigt dabei immer auch einen persönlichen Zugang: Sie ist mit Leidenschaft dabei, die Leben der Frauen gehen ihr nah. Mit einem Fokus auf Personen aus verschiedenen Teilen der Welt betont sie die politische Bedeutung des Podcasts und ihren postkolonialen und intersektionalen Anspruch. Da er fürs Radio konzipiert ist, können die vielen Sprünge und auditiven Reize teilweise ablenken. Aber es ist beeindruckend, wie Straube mit ihrem Team in knapp dreißig Minuten Sendezeit ganze Epochen zum Leben erweckt. Trotz des historischen Ansatzes ist dieser Podcast definitiv nicht verstaubt. Julia Tautz

„Lost Sheroes – Frauen, die in den Geschichtsbüchern fehlen“ Milena Straube, Cosmo, 20-40 Min. Auf allen gängigen Plattformen.

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Death Of An Artist
Als der renommierte Künstler Carl Andre Anfang des Jahres im Alter von 88 Jahren starb, überraschten die Reaktionen. Denn anstatt nur die Bedeutung seines Werkes zu betonen, erinnerten viele Stimmen an Andres Beteiligung am Tod der 36-jährigen Künstlerin Ana Mendieta. Angeblich sei sie 1985 nach einem Streit mit Andre aus dem Fenster ihrer gemeinsamen Wohnung in Manhattan gesprungen. Damals wie heute gibt es sehr viele Menschen, die diese Version anzweifeln – starke Indizien weisen darauf hin, dass Andre Mendietas Tod verursacht habe.

Es ist das Schicksal von Menschen, die unter ungewöhnlichen Umständen versterben, dass ihr Tod im Fokus steht, nicht die Person, die sie zu Lebzeiten waren. Gerade im Fall von Mendieta ist das bestürzend. Als kubanische Exilantin mit dezidiert feministischen Themen gelang es ihr, sich in der weißen, männerdominierten Kunstszene New Yorks zu etablieren und vielen Frauen ein Vorbild zu sein. Der Podcast „Death Of An Artist“ tut entsprechend beides: Er feiert Mendietas Kunst, fragt aber ebenso, was in der Nacht ihres Todes geschah. Und geht darüber hinaus: Schließlich war es auch das Schweigen in der Kunstwelt, das Carl Andre zum Freispruch vom Mordvorwurf verhalf. In sieben Folgen beleuchtet Host Helen Molesworth die Bedeutung von Ana Mendieta, hinterfragt die offizielle Variante ihres Todes und reflektiert, warum viele (sie eingeschlossen) im Fall von Andre so lange die Kunst vom Künstler trennten. Isabella Caldart

„Death Of An Artist“ Helen Molesworth, 22–45 Min. Auf allen gängigen Plattformen.

Diese Texte erschienen zuerst in Missy 06/24.