Endlich Single
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Du freust dich darüber, dass du mich bald los bist“, beschwert sich ein Ex bei mir, als ich, während er seine Sachen zusammenpackt, auf dem Sofa lümmele und bei Pinterest schöne Gäste- und Arbeitszimmerkombinationen inspiziere. „Hä, wieso?“, tue ich ahnungslos, obwohl ich weiß, dass er natürlich recht hat. Wir haben uns nach anderthalb Jahren entschieden, in getrennten Wohnungen zu leben. Sein Auszug ist für Samstag vorgesehen – und ich habe nicht lange gefackelt und direkt für Montag schon einen Maler bestellt, um der, nein, meiner Wohnung einen frischen Anstrich zu verpassen. Ich freue mich darauf, die Bude wieder für mich zu haben. Und er freute sich auch darauf auszuziehen – aber er freut sich nicht darüber, dass ich mich freue. Typisch Typ halt.
Nach seinem Auszug geben wir ein paar Wochen vor, Interesse an der Aufrechterhaltung unserer Beziehung im „Living apart together“-Modus zu haben. Ich verrichte trotzdem noch ein bisschen Care-Arbeit, indem ich bei der Einrichtung der Mann-Wohnung helfe – auch weil ich das endgültige Ende der Beziehung erahne und ein schlechtes Gewissen habe, weil ich ehrlich gesagt happy bin. Darf es sich so
gut anfühlen, jemanden loszuwerden, obwohl nichts Gravierendes vorgefallen ist? Ja, entscheide ich, aber so was von! Vor allem wenn keine KIHF (also Kinder, Immobilien, Haustiere, Finanzen) im Spiel sind, ist das leicht. Und weil es meistens befreiend und aufregend ist, nach einer Beziehung wieder mit sich selbst zu sein, ganz ohne störenden Anhang.
Wenn Freundinnen mir erzählen, dass sie sich getrennt haben, quittiere ich das mittlerweile mit „Oh nein. Aber auch … wie gut! Herzlichen Glückwunsch!“ – und die meisten pflichten mir bei. Man wird eben älter, lernt dazu. Und erkennt irgendwann, dass man eine wenig famose Beziehung ungefähr so braucht wie Schimmel an der Decke. Ich war immer gut darin, Beziehungsenden in richtig schöne Lebensphasen umzuwandeln: viel mehr Zeit für mich und meine Freund*innen, für berüchtigte Glow-ups, für neue Hobbys und coole Projekte. Früher war es mir peinlich, dass ich oft kaum mehr als eine Woche brauchte, um mich aus dem gröbsten Trauerloch rauszuziehen. Beim Rauc…