Erstes queeres Museum in Polen
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Es ist ein historischer Moment, als auf der Marszałkowska, einer der größten Verkehrsadern Warschaus, die Schleifen in einem kleinen, frisch renovierten Raum durchgeschnitten werden. Fast direkt im Zentrum von Polens Hauptstadt hat das Queer Muzeum Warszawa eröffnet. Es ist erst das fünfte queere Museum weltweit. „Das hättest du von Polen nicht gedacht, oder?“, fragt Cyryl, einer der Volunteers, als er vor dem Museum kurz von seiner Aufsicht Pause macht.
Auch für Małgorzata Sikora-Tarnowska, kurz Gosia, die in Warschau aufgewachsen ist, ist die Verwunderung nachvollziehbar. „Verglichen zu Poznan, quasi dem San Francisco von Polen, ist Warschau ziemlich konservativ. Wie ganz Polen halt.“ Gosia, Anfang 30, Aktivistin und Journalistin, hat vor ein paar
Monaten ihre Freundin in Dänemark geheiratet. Dass dieses Museum hier, in so einem öffentlichen Raum, existiert und einen Langzeitplan hat, gibt ihr Hoffnung. „Die queere Community Warschaus steckt in einer Krise. Dieses Jahr gab es drei Prides. Man wusste gar nicht, wo man hingehen soll“, erzählt sie. Es hätte ideologische Differenzen gegeben und am Ende wären viele einfach zu Hause geblieben. „Vielleicht kann das Museum uns daran erinnern, dass wir eine gemeinsame Geschichte haben und eine Community sind.“ Die Zeiten haben sich auch verändert: Mittlerweile hängen Prideflags sichtbar in Cafés und Bars. „Man könnte fast sagen, es ist okay, eine queere Person in Warschau zu sein. Aber wir leben in einem politischen Vakuum, es gibt immer noch keine Rechte für Queers in diesem Land. Wenn du auf der Straße beschimpft wirst, interessiert sich keine Behörde dafür.“ Erst seit November 2023 wird der Entwurf eines Gesetzes besprochen, mit dem sich queerfeindliche Aussagen strafrechtlich verfolgen ließen. <…