Feministische Fäden
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Foto: © Lukas Schramm, Lenbachhaus
Wie ungewohnt dunkel es hier ist: Im Erdgeschoss des Münchner Lenbachhauses tut sich eine Art begehbare Camera Obscura auf. 15 Schnüre laufen kreuz und quer durch den Raum auf eine zentrale Arbeit zu, ein wassergefülltes Metallbecken, in dem dunkle Leinwände zu schweben scheinen.
Die Ausstellung „Limitation Of Life“ zeigt fünf gemeinsame Werke von Rosemarie Trockel (*1952), die der „Kunstkompass“ seit Jahren zur wichtigsten weiblichen Kunstschaffenden weltweit wählt, und ihrer Kollegin Thea Djordjadze (*1971), die aus Tiflis stammt und heute in Berlin lebt. Beide greifen in ihren
Arbeiten immer wieder Geschlechterfragen auf. Beide machen Identitätskonzepte zum Drehkreuz ihrer Kunst. Und beide geben fast nie Interviews: Ihr Werk soll für sich stehen. Das zentrale Objekt der Ausstellung heißt „A Ship So Big, A Bridge Cringes“. Es kombiniert Installation und Malerei, die in ihrer dunklen Farbigkeit und geometrischen Struktur an Kapellenfenster erinnert. Die für Trockel typischen Wollfäden – Wolle steht in ihrem Werk für Häuslichkeit, Weiblichkeit – werden in Kontrast gesetzt zu kalten Materialen wie Plexiglas, Folie und Eisen, die dem Aufbau eine martialische, geheimnisvolle Anmutung verleihen.
Der Bruch ist Programm. Der Schau stellen die Künstlerinnen ein Zitat des Dichters Arthur Rimbaud aus „Une saison en enfer“ (1873) voran: „Eines Abends setzte ich mir die Schönheit aufs Knie. Und ich empfand sie als bitter. Und ich beschimpfte sie.“ Entsprechend kalt ist die Atmosphäre, eine Gegenwelt zur überbordenden Farbigkeit des „Blauen Reiters“ in den Etagen darüber un…