Foto von FKA Twigs tanzend
© Jordan Hemingway

Sie nennt sich twigs, weil ihre Gelenke beim Dehnen knackende Geräusche machen wie brechende Zweige. FKA wiederum ist eine lose Aneinanderreihung von Buchstaben, die sich maskulin und stark anhören sollen, wie sie in Interviews erzählt. Bereits auf ihrem zweiten Album „Magdalene“ (2019) widmete sich die Künstlerin der Dichotomie Heilige/Sünderin. Auf „EUSEXUA“ geht sie einen Schritt weiter und hebelt die Definitionen von Weiblichkeit und Sinnlichkeit aus. Das Video zur gleichnamigen Single setzt in einer stupiden Bürosituation an: FKA twigs tanzt mit identitätslosen Office-Menschen zu

mechanisch verzerrten Klängen, zunächst im Anzug, später nahezu entkleidet. Gespickt mit afrofuturistischen Elementen eskaliert alles zu einem tänzerisch definierten Menschengewusel. Ganz gemäß der Bedeutung, die FKA twigs dem Wort „EUSEXUA“ gibt, nämlich gesteigerte, sinnliche Euphorie. Die futuristischen, teils alienartigen Visuals erzeugen eine Andersartigkeit von Geschlecht und Begehren, die vor Selbstbestimmung strotzen, sich aber gerade noch im normschönen Popkosmos bewegen. Und wir erfahren auf „EUSEXUA“, dass sie einen Umgang mit ihrem Schmerz gefunden hat.

Bereits mit 17 Jahren zog FKA twigs aus dem englischen Kurort Cheltenham nach London, um groß rauszukommen, veröffentlichte 2012 auf Bandcamp ihre erste selbstproduzierte EP – mit dem treffenden Titel „EP1“ – und ging durch die Decke. Es folgten weitere Platten, kunstvoll inszenierte Musikvideos und eine Menge Aufmerksamkeit. Im öffentlichen Fokus stand die Künstlerin wegen schmerzhafter Myome, die sie sich hat entfernen lassen. …