Ein Porträt von TikTok-Creator Helge Mark mit rotem Hintergrund.
© Valeria Mitelman

Manchmal, wenn ich Social Media öffne, schließe ich die Augen gleich wieder, aus Angst vor der nächsten welterschütternden Nachricht im handlichen Kachelformat. Dass ich viele meiner Nachrichten so konsumiere, ist durchaus bedenklich, zumal ich mich damals bei Instagram angemeldet habe, um mich in einen bunten, fluffy, digitalen Wohlfühlspace zu flüchten. Aber der Algorithmus spült alles Mögliche herein und die Brutalität der Welt findet mich auch hier. Ich scrolle also mit halb geschlossenen Augen durch meinen Feed, bis ich auf das neueste Video des Schauspielers Helge Mark stoße. Seine

bunten, grellen, selbstironischen Parodien auf Social-Media-Phänomene im Konkreten (Tradwives) und Popkultur im Allgemeinen (Pferdefilme) lassen meine Lider nicht nur blinzeln, sondern meine Augen ganz weit aufreißen – und meine Mundwinkel wandern unwillkürlich nach oben. 

Mithilfe verschiedener Perücken, langer Aufklebefingernägel, Filter und computergenerierter Hintergründe schlüpft Mark in seinen Sketchen, die er für Social Media aufnimmt, in die unterschiedlichsten Rollen, spielt Szenen aus Netflix-Serien nach oder lässt hinter die Kulissen des letzten AfD-Strategiemeetings blicken. Dabei umgibt ihn ein Hauch von Drama und ganz viel Selbstironie. Er karikiert Geschlechterklischees und trägt so dazu bei, sie zu überwinden, wenn er in einem Moment zum naiven Pferdemädchen Laura wird und im nächsten den Macho-Influencer mimt. Die pointierten Dialoge, die gut beobachteten Gesten und die gewählte Optik enttarnen dabei gesellschaftliche Codes. 

Begonnen hat der heute dreißigjährige …