Eine Illustration von Tye Reynolds.
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Ob man die Serie nun mag oder nicht, es lässt sich nicht leugnen, dass „Sex And The City“ (1998–2004) die Blaupause war für ein neues Erzählen in Fernsehserien. Mit „Harlem“ gibt es jetzt eine weitere Serie, die eindeutig angelehnt ist an das „SATC“-Modell: In den bislang zwei Staffeln, die dritte läuft ab Ende Januar, folgen wir vier Frauen in ihren Dreißigern, die in Manhattan leben, in ihren Alltagsstruggles wie Freund*innenschaft, Liebesprobleme und die Hoffnung auf eine Karriere. Mit dem großen Unterschied, dass es hier vier Schwarze Frauen sind und Themen wie Rassismus, Queerness oder Gentrifizierung ebenfalls verhandelt werden – auch wenn, das sei an dieser Stelle angemerkt, finanzielle Probleme, wie es in Sitcoms öfter der Fall ist, eine geringe Rolle spielen, die vier Frauen leben in großen Wohnungen und gehen oft aus.

Im Fokus stehen Camille, Quinn, Angie und Tye. Ähnlich wie im Original ist auch in „Harlem“ der heimliche Star nicht die Erzählerin (Carrie/Camille), sondern ihre ambitionierte und extrovertierte Freundin: Tye, dargestellt von Newcomerin Jerrie Johnson. Tye hat eine Dating-App entwickelt, die sich ausschließlich auf queere People of Color konzentriert. Eine Marktlücke, dank der sie große Erfolge feiert und sich in einer eigentlich von weißen Männern dominierten Tech-Welt durchsetzt. Sie ist in vieler Hinsicht eine coole Person, kann durchaus sarkastisch sein, ist aber immer für ihre Freundinnen da.

Vor allem geht Tye selbstbewusst als masc Lesbe durchs Leben, eine Repräsentation, die es in Mainstreamserien bisher kaum gibt. Als Quinn später ihre Queerness entdeckt, steht sie ihr in allen Fragen zur Seite. In „Harlem“ gibt es verschiedene Formen von queerem Lieben und Begehren, ohne dabei in Klischees zu verfallen. Klar, man darf keine allzu deepen Verhandlungen von ernsten Themen erwarten, die Serie ist und bleibt eine Sitcom. Aber das als gut gemachte Popcornunterhaltung, die sich primär um Black Joy statt Trauma dreht. Und Tye ist darin ein viel zu selten gesehenes TV-Vorbild.

„Harlem“ ist auf Amazon ­Prime Video zu sehen.
 

Dieser Text erschien zuerst in Missy 01/25.