Eine abstrakte Illustration einer Bushaltestelle.
© Firpal Jawanda

Als Pubertierende soll man sich ja für alles Mögliche schämen:  Körper, Haut, Klamotten, Sexualleben – es sei denn, man hat die „richtigen“ Versionen davon. Wofür man sich z. B. aber auch schämen soll, ist, wenn man arm ist. Besonders äußert sich das an fehlender Teilhabe: Man kann gar nicht dazugehören, weil alles Geld kostet – Eis essen gehen, in Sportvereinen trainieren, goldene Creolen bei H&M kaufen oder Instrumente zum Bandgründen.

Das alles oder vieles davon geht nicht, wenn man arm ist. Und die kapitalistische Zurichtung sorgt dafür, dass man keine Solidarität erfährt, sondern gemobbt wird. Also erfindet man Ausreden, lügt,

verheimlicht. Die eigene Herkunft darf kein Problem sein, das alle angeht, sondern soll ein persönliches sein und privat bleiben.

Doch seit einiger Zeit ist es ein neues Distinktionsmerkmal, in Armut aufgewachsen zu sein. Im Internet wird darum gebattelt, wer eine prekärere Herkunft aufzuweisen hat und somit authentischer ist. Wer mehr gestruggelt hat in der Schule, an der Uni, beim Erlernen kultureller Codes, wer cooleres „Arme Leute“-Essen kennt und wie schwer es ist, sich als einzige*r Vertreter*in der eigenen Herkunftsklasse „hochzuarbeiten“. Seitdem der französische Soziologe Didier Eribon mit seinem Buch „Rückkehr nach Reims“, in dem es um dieses Thema geht, in Deutschland sehr erfolgreich war, ist es für Verlage auch hierzulande schick, einigen von uns Buchverträge und Öffentlichkeit zu „schenken“. Wir sollen jetzt mal erzählen, wie wir es geschafft haben, falls wir es geschafft haben. Für den Rest gibt es noch die Dokus mit Nahaufnahmen von Aschenbechern und Pfandflaschen plus Witze ü…