Immer mehr Schulkinder leiden unter psychischer Belastung. Gründe dafür sind aktuelle Krisen und Leistungsdruck. Schulpsychologin Andrea Spies im Gespräch.
Viele Schüler*innen zeigen psychische Auffälligkeiten. Das hat das aktuelle Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung ergeben, die einmal im Jahr Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren zu ihrem psychischen und schulischen Wohlbefinden befragt. Dass es vielen jungen Menschen nicht gut geht, liegt auch am System Schule: Oft vermissen Schüler*innen laut der Studie unterstützende und konstruktive Lehrkräfte, die ihnen Mut zusprechen und individuelles Feedback geben. Als belastend
empfinden viele Kinder und Jugendliche sowohl aktuelle Krisen wie Kriege, die Klimakatastrophe und Rassismus als auch den Leistungsdruck in der Schule.
Jede*r fünfte Schüler*in ist psychisch belastet, genauso viele fühlen sich auch unwohl in der Schule. Hat Sie als Schulpsychologin dieses Ergebnis überrascht? Nein, gar nicht. Dass es vielen Schüler*innen nicht gut geht, erfahren wir auch bei Gesprächen in den Schulen – und zwar schon seit Längerem. Die Pandemie hat auf die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen eine Art Turboeffekt gehabt.
Woran liegt es, dass es vielen Kindern und Jugendlichen so schlecht geht? Das Schulsystem passt an vielen Stellen einfach nicht mehr. Anstatt Schüler*innen als Individuen zu behandeln, funktioniert die Schule über Normen und Hierarchie und verstärkt so Vergleiche untereinander. Viele Schüler*innen leiden unter dem Leistungsdruck, den die Schule ausübt. Daraus können Ängste…